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Translation Kriegsverluste (NC-17) de Print

Written by December; Translated by elektra121

08 March 2011 | 15909 words

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3. Kapitel

Beregond unterdrückte ein Keuchen, als er versuchte, sich an das Gefühl zu gewöhnen, von innen berührt zu werden. Er schaute Faramir angespannt ins Gesicht und hoffte darin die Bestätigung zu sehen, dass sein Herr verstand, dass es nicht ganz leicht für ihn war, dass er ein wenig Geduld und Zurückhaltung brauchte. Nicht dass er Angst vor Schmerzen hatte, er wollte nur nicht, dass sein Herr, den er so liebte, in diesem Moment keine Rücksicht auf seine Gefühle nähme. Und Faramir schaute zurück – wieder mit diesem eigenartigen Lächeln, nur, dass seine Augen jetzt vor Verlangen geweitet waren, und sein Gesicht jetzt irgendwie strenger schien, fast schon hart. Aber seine Berührungen waren nicht rücksichtslos oder unsanft; und mit lediglich einem Finger fertig zu werden, selbst wenn er schon recht tief im Körper des jungen Mannes steckte, war keine große Herausforderung.

„Du hast einen schönen Arsch, mein Lieber”, ließ sich Faramir vernehmen, seine Stimme schon ein wenig rau, seinem bis dahin unbewegten gleichmütigen Ton war die Lust jetzt bereits deutlich anzuhören. „Sehr schön knackig – und sehr schön eng. Oh, es wird eine solche Freude sein, dich zu besitzen.”

„Und Ihr seid sehr gut ausgestattet, mein Herr”, erwiderte Beregond darauf.

Er hatte es als Kompliment gemeint, aber Faramir interpretierte die Worte offenbar anders.

“Oh, keine Angst, wir passen gut zusammen. Auf diese Weise werden wir beide viel Spaß haben. Und dir wird nichts weh tun, wenn wir dich nur ordentlich vorbereiten; morgen wirst du wieder vollkommen in der Lage sein, deine Pflichten zu tun.

“Ordentlich” bedeutete offenbar vor allem, “in aller Ruhe”. Denn eine ganze Weile lang fuhr der Waldläufer mit seinen Streicheleinheiten fort, drehte seinen Finger hierhin und dahin, schob ihn bis zum Gelenk hinein, um ihn dann, sehr zu Beregonds Missfallen, gänzlich zurückzuziehen. Jetzt, wo die Verbindung zwischen ihren Körpern hergestellt war, nahm er das Küssen wieder auf, nippte an den Lippen des Wachmanns und schob seine hungrige Zunge in den Mund des jungen Mannes.

Als sich Beregond vollständig entspannt hatte und sich dem Finger begierig entgegendrängte, weil er merkte, dass er dabei eine süße, wenn auch ungewohnte Lust empfand, begann Faramir neben dem ersten noch einen zweiten Finger in ihn hineinzuarbeiten.

„Atmen”, riet er dem Wachmann, als sich Beregond unbequem unter ihm wand, „Tief einatmen, Beregond, das hilft.”

Und so war es. Nicht sofort, aber nach und nach wurde es besser, und zu seinem nicht geringen Erstaunen bemerkte Beregond, dass er zwei Finger fast ebenso leicht wie einen aufnehmen konnte.

„Ihr habt… soviel Geduld mit mir”, murmelte Beregond zärtlich. Seine Lust zusammen mit dem Vertrauen in den Hauptmann, dass er so achtsam mit seinem Körper umging, erfüllte ihn mit einer großen Wärme und Zuneigung für Faramir, sogar noch größer als vorher schon. Er gestattete sich, seine Finger durch die zu beiden Seiten von Faramirs Gesicht herabhängenden Locken gleiten zu lassen. Er hatte das Haar seines Herrn immer bewundert, dessen tiefe, intensive pechschwarze Farbe, ganz anders als Beregonds eigenes Schokoladenbraun. Dem Wachmann hatte immer gefallen, wenn die Sonne darauf schien, als ob sie Sterne über die glänzende Glätte streute, silbern auf schwarzem Grund – und nun sah es aus wie ein Tuch aus Mitternacht, lichtlos und undurchdringlich, das in kühlen Wellen über seine Finger fiel.

„Selbstverständlich hab ich Geduld”, antwortete Faramir zärtlich, und betrachtete ihn ein wenig neugierig, als ob es ihn überraschte, dass diese Geduld, selbst inmitten all seines offensichtlichen Verlangens, für Beregond nichts Selbstverständliches war. Und für einen Augenblick schien sein Gesicht sanfter und trauriger, mehr wie das Gesicht des Mannes, nach dem Beregond sich immer verzehrt hatte.

Dann stützte sich Faramir auf seinen Ellbogen und sah dem Wachmann genau ins Gesicht. „Hier, das sollte sich gut anfühlen”, sagte er erwartungsvoll und bewegte seine Finger auf eine bestimmte Weise in Beregonds Körper.

„Oh, tut es”, keuchte Beregond überrascht, mit weit aufgerissenen Augen.

“Gut”, grinste Faramir mit einem Mundwinkel und strich noch einmal mit Nachdruck über jenen süßen Punkt. Beregond rang um Atem und bäumte sich auf. „Wenn ich dich dann nehme”, setzte der Waldläufer hinzu, „sollten wir versuchen, meinen Schwanz genau an diese Stelle zu bringen. Dann wirst du kommen, wie du es dir gar nicht vorstellen kannst.”

“Ja, Herr”, murmelte Beregond träumerisch und schloss die Augen. „Danke, Herr…”

Während seine Finger Beregonds nachgiebiges Inneres erforschten, seine Muskeln aufwärmten und ihn lehrten, es zu genießen, rieb Faramir seinen ganzen Körper an dem des Wachmanns, kräftig und fest, als ob er ihn schon besäße. Und nun, da seine Freuden eine solch unvorhergesehenen Höhen erreicht hatten, langte Beregond, ohne groß darüber nachzudenken, nach unten und legte seine Hände auf Faramirs köstlichen Hintern und packte das feste Fleisch, um ihn noch näher heranzuziehen. Diese Bewegung allerdings schien den Hauptmann aufzuschrecken, und sofort ließ Beregond los.

„O, bitte, entschuldigt…” Er hatte sich ganz klar zuviel herausgenommen. Immerhin war es sein Arsch und nicht der seines Herrn, der sich einem Schwanz würde beugen müssen.

Faramir sah ihm ins Gesicht. „Nein, mach nur weiter”, sagte er mit einem Kopfschütteln. „Wenn man bedenkt, dass das immerhin dein Bett ist, wirst du mich wohl anfassen dürfen.”

„Das ist gar nicht mein Bett, sondern das von meinem Bruder.”, erwiderte Beregond ein wenig dümmlich, bevor ihm klarwurde, dass sein Herr eher im übertragenen Sinne gesprochen hatte.

Aber Faramir schnaubte nur und gab fröhlich zur Antwort: „Auch gut, dann ficke ich dich eben im Bett deines Bruders.” Daraufhin lehnte er sich vor und biss einen harten fordernden Kuss in Beregonds Mund. Beregonds erschien es ein wenig seltsam, dass der Herr Faramir seine ungeschickte Antwort so erheiternd finden sollte, geradeso als ob es ein hochgradig geistreicher doppelbödiger Witz gewesen sei – aber als er den Kuss zurückgab, verschwanden solche unwichtigen Gedanken aus seinem Kopf.

Faramirs Finger zogen sich ein letztes Mal zurück, und Beregond fühlte, wie sein Herr einen Augenblick an sich selbst herumfingerte – und dann wurde sein Hintereingang mit einem deutlich größeren Eindringling bekannt gemacht. Er schluckte, doch der Schwanz war bereits ein Stück in ihn gedrungen, und zwar ohne jede Schwierigkeit.

Aber gerade als der junge Mann die Augen aufriss, weil ihm klar wurde, was da vor sich ging, zog sich Faramir plötzlich zurück.

„Ja, du bist bereit”, sagte er in einem zufriedenen und fast geschäftsmäßigen Ton. „Jetzt hätte ich gern, dass du dich umdrehst”, und er erhob sich selbst, um Beregond Platz dafür zu machen.

Beregond drehte sich gehorsam auf den Bauch – und fühlte sich in dieser Lage, unter dem Hauptmann sofort auf eine berauschende Weise verletzlich, praktisch wehrlos, wo sein Hintern jetzt so völlig zugänglich und seine Bewegungsfreiheit derart eingeschränkt war. Es war so befreiend, so … erleichternd. Er war daran gewöhnt, immer der Starke sein zu müssen, immer oben zu sein und die Kontrolle über alles zu haben. Ihm war beigebracht worden, Stolz und Freude daraus zu ziehen, ein Krieger zu sein, das sichere Gefühl zu schätzen, das eine feste zuverlässige Rüstung bot und die energische Kraft, die von der Schärfe seines Schwerts und seiner Pfeile ausging. Und jetzt gab er das alles freiwillig auf, warf es über Bord, um ungeschützt und bloß bei einem anderen Mann zu sein, und die andere Seite der Medaille zu sehen.

Vielleicht war es einfach sein Verlangen, dass ihm alle Hemmung nahm, aber er schämte sich überhaupt nicht. Er fand nicht, dass er, nur weil er seine dominante Seite aufgab, damit weniger männlich würde – um ehrlich zu sein, ganz im Gegenteil – sich so hinzugeben, sich so gänzlich einem anderen anzuvertrauen, ließ ihn im Gegenzug am Wesen dieses anderen teilhaben, der doch auch ein Mann war. Es gab keinen Anflug Weibischkeit zwischen ihnen beiden, nur Stärke und Manneskraft, nur Ebenbürtigkeit in Gestalt und Wesen, wofür also hätte man sich schämen sollen?

Nein, er schämte sich nicht. Er hatte auch keine Angst – er war nicht einmal mehr aufgeregt. Er wollte dies hier ganz und gar.

Darüberhinaus, und um die Wahrheit zu sagen – jetzt, wo sein Körper entriegelt und geöffnet worden war, wollte er ihn nicht nur unbedingt ausgefüllt haben, er brauchte das Gefühl…

Und Beregond bäumte sich auf und Faramir entgegen, spreizte seine Schenkel und hob ihm seine Hüften entgegen, voller Verlangen nach dem, was schließlich der ganze Zweck ihres Hierseins war. Noch mehr Öl wurde auf ihn gegossen, und er streckte sich der warmen glitschigen Hand entgegen, die zwischen seinen Hinterbacken auf und ab fuhr, wobei er sich fragte, ob sein Herr die geheimste Stelle seines Körpers in diesem Licht überhaupt richtig sehen konnte, und wenn, ob den Hauptmann dieser Anblick erregte…

Er bebte erwartungsvoll, als Faramirs Hand selbstsicher auf seiner Hüfte zu liegen kam.

Was hinterher auch mit ihm geschehen würde, es war ihm egal.

„Wenn du das hier lieber doch nicht machen willst”, sagte Faramir und neckte Beregonds Hintereingang mit der stumpfen Spitze seines Schwanzes, der ebenfalls gut eingeölt war, „wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, das zu sagen. Tut mir leid, aber ich bringe es wohl nicht übers Herz, dich nochmal zu fragen.”

Beregond schluckte und seine Augen weiteten sich: „Nein! Bitte, nicht aufhören. Bitte, Herr, nehmt mich! Fickt mich!”

Faramir sagte darauf nichts, aber Beregond war sich sicher, dass er wusste, was für eine Art von Grinsen sein Herr jetzt auf den schönen Lippen trug.

Und dann stieß Faramir in ihn.

Seine Größe, die Beregond so atemberaubend ausfüllte, war ein göttlicher Segen. Es tat ein bisschen weh, und Beregond gefiel auch das, denn der Schmerz war mehr als erträglich, und er machte das Ganze real, so dass es sich nicht gänzlich wie ein Traum anfühlte. Es war kein Schmerz, vor dem er zurückgeschreckt wäre – sehr bald war es wirklich nur noch heiß und ein klein wenig unangenehm. Und wie hätte diese ungeheure Nähe denn auch völlig angenehm sein können?

Auch die Art und Weise, wie der jetzt vollkommen steife Schwanz des jungen Mannes gegen das Bett stieß, vor- und zurückgezogen durch Faramirs Bewegungen, war ein wenig störend. Er war eingeölt worden, aber immerhin war das Leinenlaken doch sehr viel rauer als die Umgebung, mit dem er sonst in Kontakt kam. Aber es fiel Beregond nicht ein, nach unten zu fassen, um seinen Schwanz in die Hand zu nehmen und so die empfindliche Haut zu schützen – nein, alles war, wie es sein sollte, und dass das Ganze ein bisschen rau war, gab nur die besondere Würze dazu.

Er wusste, dass Faramirs Verlangen groß sein musste, wenn er die ganze Zeit pausenlos hart gewesen war, aber der Hauptmann hatte immer noch Geduld mit ihm, hielt ihn zwar fest an den Hüften gepackt, während er sich über Beregond aufrichtete, aber er ging langsam und stetig zu Werke – und das Wissen, dass es um seinetwillen war, dass sein Herr sich zurückhielt, beruhigte Beregond unendlich. Daher entspannte er sich und sperrte sich nicht gegen den mächtigen Eindringling, als er nach und nach tiefer und tiefer in ihn drang, nur immer ein kleines Stückchen weiter mit jeder Vorwärtsbewegung, die die Hüften des Waldläufers machten.

Irgendwann begann es wieder weh zu tun, denn auch wenn sein Eingang vorbereitet worden war, sein Inneres war an eine solche Behandlung doch noch nicht gewöhnt. Wieder fühlte er das Bedürfnis, langsam und tief einzuatmen, und es schien ihm, als ob sein ganzer Körper sich plötzlich veränderte, in eine andere Daseinsform wechselte – eine, die wenig Gebrauch von seinem Verstand machte, so dass die Gedanken in seinem Kopf schmolzen und sich verwirrten, bis er praktisch kein Bewusstsein mehr von sich selber hatte. Aber im Gegenzug nahm er den Körper seines Liebhabers außerordentlich genau wahr: selbst ohne ihn zu sehen, wusste Beregond, wie Faramir die Schultern bewegte, wusste genau, wie sich die Muskeln in seinem Arm zusammenzogen, als er das Gewicht von Beregonds Unterleib mit seinen Händen abstützte, wie sein Rücken und seine Schenkel sich durch die wohlbemessene Anstrengung anspannten, als er sich in den Körper des jungen Mannes hineinarbeitete, wie seine Kniee in die Matratze einsanken. Sogar wie er den Kopf nach hinten warf, als sich seinen Lippen ein Keuchen entrang, während Beregonds Enge einen weiteren Zoll seiner edlen Länge umschloss…

Beregond fühlte es in seinem Fleisch, in seinem innersten Wesen, und es schien ihm, als sei er mehr bei Faramir als bei sich selbst.

Zuletzt spürte er, wie die Hüften des Hauptmanns auf seine gespreizten Hinterbacken trafen und dann noch weiter nach vorn stießen, noch tiefer, bis Faramirs Sack sich an seinen entblößten Spalt drängte. Beregond lächelte verwirrt – er hatte seinen Herrn also gänzlich in sich aufgenommen…

„Und?”, fragte Faramir rau, mit einem Hauch Selbstgefälligkeit in der angespannten Stimme. „Reicht dir, was dein Hauptmann zu bieten hat, mein lieber Wachmann?”

„Oh… oh ja…”, stieß Beregond als Antwort heraus, die Augen halb geschlossen, seine Sicht gänzlich getrübt.

„Oder vielleicht…”, überlegte Faramir laut und zog sich ein Stück zurück, nur um sich dann wieder bis zum Anschlag zu versenken, „hättest du lieber… dass ich…meine Zunge in dich stecke? …Würde dich… zum Schreien bringen… hab ich alles schon gemacht… dass du’s nur weißt.”

Beregond zuckte bei diesem Vorschlag zusammen und stöhnte unkontrolliert, die Idee blitzte in seiner Vorstellung auf wie ein Donnerschlag.

„Nein, Herr… Ihr … macht das… genau richtig”, schaffte er herauszubringen, indem er mit größter Mühe die einzelnen Worte aus seinem Gedächtnis zog. Sprechen war auf einmal sehr schwierig geworden…

„Ganz sicher?” Die neckende Frage wurde von noch einem tiefen Stoß begleitet.

“Bitte… nicht aufhören…”, murmelte Beregond ganz außer sich, und rollte und presste das Kissen unter sich im Takt von Faramirs Bewegungen zusammen.

„Oh, keine Sorge!”, stieß Faramir mit einem einzigen Atemzug hervor und ließ sich vollständig auf Beregond herab, packte ihn bei den Schultern, um sich abzustützen, senkte sein Gewicht dann auf den Körper des Wachmanns und drückte ihn fest in die Matratze. „Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt”, flüsterte er nur halb spielerisch in Beregonds Ohr, während seine Hüften schon schneller wurden.

Faramir war früher an diesem Abend in der Wahl seiner Worte wirklich sehr genau gewesen. Er hatte versprochen, Beregond zu ficken, und zwar richtig – und das war genau das, was er nun tat.

Das Bett wackelte und quietschte mächtig, Faramirs Atem klang gehetzt und rau an Beregonds Ohr, er selbst japste nach Luft und war sich nicht ganz sicher, wo oder wer er war…

Und dann, als Faramir den Winkel ein wenig veränderte, traf sein Schwanz die Quelle von Beregonds Freuden und rammte Ektase durch den Körper des jungen Mannes, und er stöhnte aus vollem Hals. Hätte er sich selbst von draußen hören können, wäre der Wachmann zweifellos außerordentlich irritiert gewesen, dass er solche Laute hervorbringen konnte.

„Oh, das saß, was?”, knurrte Faramir in sein Ohr und wiederholte den Stoß mit perfekter Treffgenauigkeit.

„Ah, ja!!”, schrie Beregond, und bäumte sich mit Macht unter ihm auf.

Und dann konnte er nicht mehr aufhören zu stöhnen, obwohl es ihn fast erstickte, seinen Freuden eine Stimme zu geben. Sein Körper brannte, schmolz, zerfloss, während er von innen mit solch gnadenloser, wunderbarer Kraft bearbeitet wurde…

Faramir stöhnte rau, immer wenn er zustieß, während sein Griff um Beregonds Schultern so fest wurde, dass er wohl blaue Flecken hinterlassen würde. Aber Beregond bemerkte das kaum – und auch in ihm war kein echter Schmerz. Ein dumpfes hartes Gefühl, ja, aber es war nicht besorgniserregend oder auch nur störend – eigentlich fühlte es sich sogar sehr willkommen an, da es von jener rätselhaften Empfindung strahlender Glückseligkeit begleitet wurde…

Faramir rieb die Nase an seinen Nacken, schmiegte sein Gesicht in Beregonds verfitzte Strähnen, offenbar um noch näher an seine Haut zu gelangen. Dann gab er es auf und, indem er einen Moment seinen Griff um des Oberarm des jungen Mannes losließ, kämmte in einer raschen Gebärde rauer Zärtlichkeit sein Haar zur Seite. Dann leckte er heiß am ausgestreckten Hals des Wachmannes entlang, was diesen dazu brachte, zwischen all seinem Stöhnen nach Luft zu schnappen.

Und dann war es Zeit für eine weitere neue Erfahrung in Beregonds Leben, denn Faramir drehte sein Gesicht etwas zur Seite – und biss den jungen Mann plötzlich kräftig in die Halsbeuge. Völlig unfreiwillig bockte Beregond unter ihm auf und ließ einen lauten verzweifelten Schrei vernehmen – er hatte noch nie in seinem Leben eine solch scharfe, brennende Wonne verspürt. Der Schmerz war kaum an sein Bewusstsein gedrungen, als die Zähne seines Herrn sein Fleisch ergriffen – nur die wahnsinnig machende erregende Wirkung, die es auf ihn hatte, die mit schneidender Schärfe all seine Empfindungen verstärkte. Und beim nächsten Stoß, den Faramir in ihn nagelte, schrie Beregond erneut, diesmal getrieben von der Wonne, die sich in seinen Lenden entfaltete. Er kam gewaltig auf das zerknitterte Laken unter ihm, und warf sich gegen Faramirs muskulösen Leib.

Wenn überhaupt, biss Faramir eher noch fester zu, als ob er ihn an Ort und Stelle halten wollte, als die Hüften des Waldläufers mit ihrer Arbeit fortfuhren, seine brennende Länge wieder und wieder in die engen Tiefen von Beregonds widerstandslosen Körper zu versenken. Diesmal fühlte Beregond den Schmerz in seiner Schulter wirklich – nur dass in seinem derzeitigen Zustand, in dem alles auf dem Kopf zu stehen und das Innere zuäußerst gekehrt zu sein schien, daran nichts falsch oder unangenehm war und es seine Ekstase nur vergrößerte. Er hatte niemals im Bett jemandem wehtun wollen, oder gewollt, dass ihm wehgetan wurde, und er empfand dies auch nicht als Wehtun – es war nur ein tiefer und ursprünglicher Ausdruck von Leidenschaft, von Besitz, von Liebe.

Und, auch wenn er das niemals für möglich gehalten hätte, kam er nach nur wenigen erneuten Stößen seines Herrn noch einmal, dieser zweite Höhepunkt so viel stärker und unerwarteter als der erste, dass es fast eine Qual war. Doch im selben Moment fühlte er sich so unfassbar glücklich, so unglaublich geliebt, als ob er erst in jenem Augenblick zum ersten Mal fühlte, was Leben war, wie es sich anfühlte, wirklich zu leben. Er schrie wild, bleckte die Zähne und umkrampfte die Decke so fest, dass seine Knöchel weiß wurden. Sein Körper zuckte in Wellen, und er spürte sehr genau, wie sich die Muskeln zwischen seinen Beinen zusammenzogen, und wieder losließen und sich wieder zusammenzogen, immer und immer wieder, als eine neue Menge Samen aus seinem euphorischen Schwanz quoll.

Offenbar spürte Faramir das auch. Denn nun endlich schien er die Gewalt über seine Handlungen verloren zu haben, seine Hüften pflanzten noch ein paar weitere unbeholfene Stöße in seinen Partner – und als er sich ein letztes Mal bis zum Anschlag in Beregond versenkte, bäumte er sich wie zum Sprung auf, verkrampfte sich verzweifelt und packte die Schultern des Wachmannes so hart, als ob er seine Finger tief im Fleisch von Beregonds Muskeln vergraben wollte.

Und dann schließlich löste er seine Zähne aus Beregonds Hals, und ließ einen langgezogenen, schmerzerfüllten Laut vernehmen, ganz wie ein ersticktes ängstliches Schluchzen, und als sein Höhepunkt ihn überwältigte – schrie er.

„Oh, Boooromiiir!!!”

Erschien dieser jammernde Schrei voll tiefstem, unfassbarem Schmerz, voller Verzweiflung und Sehnsucht Beregond irgendwie ungewöhnlich?

Erstaunlicherweise nein. Überhaupt nicht. Immer noch in den Nachwehen seiner Lust, befand er sich in jenem Grenzzustand, in dem seltsamerweise alles einen Sinn ergibt. Wie in einem Traum, in dem sich Menschen plötzlich in andere verwandeln, Verblichene wieder unter den Lebenden wandeln und völlig unzusammenhängende Ereignisse ganz logisch aufeinanderfolgen – und nichts davon dem Träumer auch nur im Geringsten unerhört erscheint.

Beregond lag immer noch unter dem Hauptmann, jetzt fast reglos, da sein Körper müde und friedlich wurde, nach der tiefempfundenen fleischlichen Hitze, in der er eben noch gebrannt hatte und nur noch Faramirs abflauende letzte Stöße empfing. Der junge Mann hatte nicht aufgekeucht, war nicht zusammengeschrocken, hatte nicht versucht, sich ihm zu entziehen, als er diesen Ausruf seines Herrn hörte – nein, er hatte absolut keinen Grund dafür gesehen.

Nicht, dass er das Ganze missverstanden hätte – falls überhaupt, machte ihn sein Zustand auf eine seltsame Art eher noch aufnahmefähiger. Natürlich stammelte man auf dem Höhepunkt der Leidenschaft durchaus mitunter die dümmsten Sachen: Seine eigene Frau, zum Beispiel, seufzte gerne „ach je”, wenn es gerade besonders gut lief. Aber nun ja, seine Frau kommentierte schließlich so ziemlich alles mit „ach je”: wenn ein Teller zu Boden fiel und zerbrach, wenn Bergil mit Nasenbluten nach Hause kam, wenn die Köchin der Nachbarn schon wieder schwanger war. Und Beregond war sich sicher, dass Herr Faramir bei vergleichbaren Situationen nicht gerade den edlen Namen seines Bruders rufen würde.

Nein, er hatte nur zu gut verstanden.

Und er war nicht einmal überrascht. Natürlich verhielt es sich so – wie hätte es denn wohl auch anders sein können, wirklich, wenn man einmal darüber nachdachte?

Aber dann bewegte sich Faramir noch ein letztes Mal in ihm, und zog sich dann schließlich zurück, zerriss die kurzlebige körperliche Verbindung zwischen ihnen, um neben ihm zusammenzusacken – und plötzlich verging Beregonds Liebestaumel, und sein Verstand kehrte zurück.

Seine Augen wurden schreckensstarr und der Atem erstarb ihm in der Brust. Es war erschütternd – ein so unfassbarer Verlust seines Herrn, solch tiefempfundene und grauenhafte Trauer. Beregond war mit diesem Mann gerade körperlich eins gewesen und daher konnte sich der Wachmann so gut in ihn einfühlen, dass es ihm schien, als ob über ihm selbst soeben eine Mauer zusammengebrochen wäre und all seine Knochen zerschlagen hätte. Wie war es möglich, mit einem solchen Schmerz zu leben…?

Wenn er die Wahrheit über die Söhne des Statthalters unter anderen Umständen erfahren hätte; hätte er mit klarem Kopf und ausgeglichenem Gemüt davon gehört – wer weiß, vielleicht wäre er angewidert gewesen, entsetzt, hätte verzweifelt den Kopf geschüttelt: nein, das kann nicht sein, das ist entsetzlich, das ist krank! Aber der Zeitpunkt seiner Entdeckung war ein solcher gewesen, dass ihn die Natur dieser Liebe keineswegs schockierte. Sie erfüllte ihn stattdessen mit Leid und einer durchdringenden, herzzerreißenden Traurigkeit.

Und schließlich verstand er alles. Das plötzliche Interesse seines Herrn in dieser trostlosen Zeit, die Zielstrebigkeit, mit der er die ganze Sache durchführte – und dann sein seltsam vertrauliches Verhalten. Die Müdigkeit, die Ironie, die Distanziertheit, das spöttische Gebaren, die anstößige Wortwahl, die Schamlosigkeit. Nichts als Schmerz, Leere und Verletzlichkeit stand dahinter. Und Einsamkeit, natürlich – solche Einsamkeit… Es war nichts weniger als menschlich, wenigstens eine kurze Atempause von all diesem Leid zu ersehnen.

Und Beregond erkannte auch, dass es nicht in seiner Macht gestanden hatte, eine solche Atempause zu gewähren – es stand in der Macht keines Menschen, denn den einzigen, dem es möglich gewesen wäre, gab es nicht mehr. Hauptmann Faramir hatte sich nur einen kleinen Moment des Friedens erhofft – aber sogar in jenem Moment hatte er nicht vergessen können.

War das nicht der fleischgewordene Alptraum: sogar im Augenblick der innigsten Zweisamkeit absolut und unentrinnbar allein zu sein?

Aber es war sehr offensichtlich, dass der Herr Faramir, falls das Schicksal gnädig genug war, ihm die Zeit dafür zu lassen, immer weiter nach jenem unerreichbaren Frieden suchen würde, denn was sollte er sonst tun?

Er würde Menschen für sich gewinnen, Menschen, die ihm nichts bedeuteten, und nur gut, wenn es ein bisschen Mühe seinerseits kostete, sie zu überzeugen – um zu versuchen, mit ihnen seine Einsamkeit zu kurieren, die Last seines Schmerzes zu teilen, jemanden zu haben, an dem er sich festhalten konnte – nur um wieder und wieder verletzt und frustriert zu werden. Und klar wie der helle Tag, als ob Beregond dies alles im Buch des Schicksals aufgeschrieben sähe, lag es vor ihm, dass es so und nicht anders kommen würde, unvermeidlich.

Nein, selbstverständlich, nichts davon, nichts an diesem ganzen Abend hatte mit Beregond zu tun gehabt. Jeder andere hätte zufällig an seiner Stelle sein können. Und doch fühlte er keine Bitterkeit bei diesem Gedanken – es war nicht seine Schuld, dass alles so gekommen war, und auch nicht Hauptmann Faramirs Schuld. Hauptmann Faramir hatte keine Verwendung für Beregonds Liebe – nicht weil damit irgendetwas nicht in Ordnung war oder mit Beregond etwas nicht in Ordnung war – sondern einfach, weil er für niemandes Liebe Verwendung hatte, weil seine Liebe nur noch kalte Asche war, ohne jede Hoffnung auf Auferstehung.

Und bei diesem Gedanken floss Beregonds Herz unvermittelt über vor unermesslichem, überwältigendem Mitgefühl, und er wünschte sich so verzweifelt, auf irgendeine großartige und schöne Art und Weise ausdrücken zu können, dass er verstand, dass es ihm wichtig war, dass er seinem Herrn schon immer treu gewesen war und es in alle Ewigkeit sein würde. Wenn du meine Liebe nicht annehmen kannst – dann nimm meine Verehrung, meinen Respekt, mein Mitgefühl, mein tiefstes Verständnis für dich. Nichts, das du tun könntest, könnte mich je dazu bringen, dass ich mich von dir abwende. Ich würde alles für dich tun, was es auch sei, es wäre mir egal. Ich könnte dich niemals im Stich lassen.

Seinem Verlangen folgend, richtete Beregond sich schließlich auf, ohne überhaupt zu bemerken, dass sein Unterleib noch wund war und schmerzte, und drehte sich nach seinem Herrn um, der neben ihm ruhte – und eigentlich wusste er noch gar nicht, was genau er da sagen wollte, aber er war sich völlig sicher, dass er das alles irgendwie ausdrücken musste.

Der Blick jedoch, auf den er traf, gab ihm das Gefühl, als ob er gerade mit dem Gesicht voran in eine Mauer aus eiskaltem Stein gelaufen wäre.

Was fühlte ein Mann an Faramirs Stelle jetzt wohl?

Es gab ein weites Feld möglicher Reaktionen, von Besorgnis über Angst, Wut und Verachtung auf der einen Seite bis hin zu Trotz, Bitterkeit, Schmerz oder auch Reue, Scham oder sogar Hoffnung auf der anderen.

Doch nichts von jenen Gefühlen konnte Beregond im Gesicht des Erben der Stadt lesen. Nichts war dort zu lesen. Es war hart und undurchdringlich, wie aus Stein gemeißelt – es hatte sich vor ihm verschlossen, gänzlich und unabänderlich. Er wusste schon zuviel – darüber hinaus würde ihm nichts mehr zuteil werden.

Und ausgerechnet in jenem Augenblick schien Faramir Beregond ein wahrhafter Herrscher zu sein: hehr, edel und mächtig, und kalt und unerreichbar in seiner Herrschaft. Plötzlich schien er seinem älteren Bruder sehr ähnlich, nur dass er sogar noch herrschaftlicher erschien, beinahe ein König. Er saß in einer nachlässigen, unbequemen Haltung auf einem zerwühlten Bett im Haus eines Fremden und lehnte mit dem nackten Rücken an der kalten geweißten Wand des Alkovens. Sein langes schwarzes Haar war in einiger Unordnung, seine Stirn verschwitzt, und sein Gemächt, noch gerötet und ziemlich groß, auch wenn es bereits wieder schlaff auf seiner Hüfte lag, glänzte vor Öl und eigenem Samen. Aber der Ausdruck auf seinem Gesicht ließ all dies bedeutungslos werden, und Beregond wurde von Demut erfüllt und senkte den Kopf, und wusste, dass er niemals etwas von jenen Dingen sagen können würde, die in ihm brannten.

Und ihm wurde völlig klar, dass er ebenso auch nicht versuchen konnte, diese Gefühle ohne Worte auszudrücken – instinktiv fühlte er, dass er nicht länger die Erlaubnis hatte, Herrn Faramir zu berühren, ihn zu umarmen oder zu küssen. Die Zeit für solche Freiheiten war abgelaufen – sie waren wieder nichts mehr als nur Herr und Wachmann.

Das Märchen war zuende. Der Diamant im Straßenstaub… vielleicht hätte er es wissen sollen. Edelsteine lagen nicht einfach so auf der Straße, ohne jeden Grund – und sie leichtfertig einzustecken und mitzunehmen hatte kaum Aussicht auf den Erfolg, die Welt zu einem glücklicheren Ort zu machen. Zumal jener spezielle Edelstein, wie Beregond gerade erfahren hatte, schon jemand anderem gehörte.

Aber etwas musste getan werden, es war unmöglich, diesen unbewussten Schrei einfach auf sich beruhen zu lassen, der zwischen ihnen hing. Er konnte fühlen, wie Widerwillen und Argwohn sich zusammenbrauten, Spannung und eine frostige Stimmung hingen wie Gewitterwolken in der Luft.

Beregond schaute zu seinem Herrn auf und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, irgendwie diese Stille zu durchbrechen. Aber sofort sah er, wie angespannt die Sehnen in Faramirs Hals waren, wie fest er die Kiefer aufeinanderpresste, wie seinen Nasenflügel bebten – und dem jungen Mann erstarben die Worte auf der Zunge.

Faramirs Blick machte ihm deutlich genug, dass er den Mund zu halten hatte. Vielleicht war ich gerade mit dir im Bett, Wachmann, aber das heißt nicht, dass dir das gleich die Erlaubnis gäbe, an den verborgenen Tiefen meines Herzens teilzuhaben. Du hast kein Recht, über mich zu richten oder deine Meinung über mein Privatleben kundzutun. Wen ich liebe, geht dich nichts an. Meine Liebe ist mir kostbar, und wage es dir ja nicht, voller Verachtung darauf herumzutrampeln oder sie mit Herablassung zu beschmutzen.

Und da verstand Beregond, dass er der erste Mensch war, der je von diesem Geheimnis seines Herrn erfahren durfte.

Niemand hatte diese Liebe je gelten lassen und sie als normal und natürlich angesehen – und Herr Faramir konnte sich wohl nicht vorstellen, dass das jemals jemand tun könnte. Was immer Beregond hätte sagen können, es würde nicht verstanden werden, konnte es gar nicht, besonders nicht in einem solchen Augenblick schmerzhafter, entblößter Verwundbarkeit.

Ironischerweise war das Beste, was er in dieser Situation machen konnte, so zu tun, als ob überhaupt nichts geschehen wäre.

Beregond schlug seine Augen nieder und setzte ein bescheidenes Lächeln auf. „Ihr habt meinen Namen gerufen, mein Herr”, zwang er sich zu sagen.

Faramirs verbissener Blick löste sich und er grinste grimmig. „Ja, hab ich: ich mag dich nämlich.”, antwortete er mit schlecht verhohlenem Sarkasmus.

Der Ton traf ihn, und Beregond fühlte sich plötzlich sehr nackt und frierend – aber der Schatten war vorübergegangen und die Gewitterwolken hatten sich verzogen.

Eine lange Weile geschah nichts, dann quietschte das Bett leise, als Faramir sich erhob. Er ging zum Tisch, wrang den kleinen Waschlappen in der Schüssel aus und rieb sich mit dem eiskalten Wasser ab.

Beregond erlaubte sich, noch eine Weile liegenzubleiben. Es gab sowieso nur eine Schüssel, und er selbst würde sich erst waschen, nachdem er seinen Herrn verabschiedet hatte. Er würde Wasser warm machen und sich richtig gründlich waschen, mit Seife und Handtuch, und danach würde er essen – immerhin war er, wenigstens fast, hier zu Hause. Und dann traf ihn der Gedanke, welches Glück er eigentlich hatte. Er hatte eine Familie, Frau und Kind, die er liebte, zu denen er noch heute Abend heimgehen würde. Er war so unendlich reich gesegnet… Es stimmte, sie alle konnten sich im kommenden Krieg verlieren, aber jetzt, für den Moment, hatten sie einander noch. Und wen hatte Herr Faramir, zu dem er heimkehren konnte…?

Als der Hauptmann fertig war und sich anzuziehen begann, tat Beregond es ihm gleich. Sie sprachen nicht, und der junge Mann konzentrierte sich auf seine Hände. Er zog nur die Kleider an, legte die Rüstung für später beiseite – verzichtete auch aufs Waschen. Nachdem er den Hauptmann hinausbegleitet hätte, würde er sowieso wieder ins Haus zurück müssen, um nach diesem Besuch aufzuräumen.

Plötzlich berührten ihn Faramirs geschickte Finger leicht und sanft im Nacken. Beregond rührte sich nicht, war sich unsicher, was das werden sollte – Faramir strich sein Haar zu Seite, zog an seinem Hemdkragen und entblößte Beregonds Nacken und einen Teil seiner Schulter.

„Ich hab dir ein Andenken hinterlassen”, bemerkte der Waldläufer einen Augenblick später nachdenklich. „Muss ziemlich schlimm sein, ich kann es nämlich selbst bei dem schlechten Licht hier sehen.”, seufzte er müde. „Du solltest besser aufpassen, dass du es in den nächsten paar Tagen immer bedeckt lässt – ist eine komische Stelle für eine Bissspur bei einem anständigen Mann.”, setzte er ohne die gewohnte Ironie hinzu, obwohl die Worte nur zu deutlich danach verlangten.

„Ja, danke, Herr”, erwiderte Beregond leise, und nickte leicht. Und in diesem Moment erschien ihm die Sache in einem neuen Licht: Faramir hatten ihn nicht so sehr vor Lust, sondern aus Angst gebissen, zu sagen, was nicht gesagt werden durfte, und daher, vor allem anderen, einfach versucht, irgendwie seinen Mund zu stopfen…

„Danke?”, wiederholte Faramir und schnaubte ohne Fröhlichkeit. „Gute Valar, Mann, ‚danke’ wofür denn?”

Einen Moment lang fürchtete Beregond, Faramir werde überschnappen. Ein unkontrollierbarer Lachanfall über die Absurdität dieses ganzen Zusammentreffens war so ziemlich das Letzte, was sie gerade brauchen konnten.

Ungeachtet dessen drehte er sich zu seinem Herrn um, schaute ihm ernst in die Augen und sagte mit Nachdruck: „Für alles.”

Faramir starrte ihn ausdruckslos an, und Beregond fragte sich, ob er jetzt wohl zu weit gegangen war, sich zuviel herausgenommen hatte…

Aber da erschien ein zartes trauriges Lächeln auf Faramirs Lippen – und ebenso in seinen Augen. Ein Lächeln, wie es der Hauptmann, von dem Beregond geglaubt hatte, er kenne ihn, gelächelt hätte.

„Du bist ein guter Mensch, Beregond”, sagte er mit warmer müder Traurigkeit, nahm Beregonds Gesicht in seine Hände, lehnte sich ganz nah und drückte ihm einen kleinen festen Kuss auf die Stirn.

„Und ich bin es, der zu danken hat. Möge das Schicksal dir gnädig sein”, flüsterte Faramir, bevor er seinen Kopf zurückzog und ihn losließ.

Beregonds Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Erst in diesem kurzen Moment des ganzen Abends hatte sich Faramir wirklich geöffnet, war zugänglich und wirklich da. Nicht, als sie auf der Straße gesprochen hatten, nicht während allem, was dem gefolgt war, nicht einmal während des Liebesaktes – erst jetzt. Und erst dieser keusche Kuss auf die Stirn gab Beregond das Gefühl, dass sein Herr ihn wirklich berührt hatte.

Er verstand in diesem Augenblick, dass Faramir vielleicht viel mehr so war, wie Beregond ihn sich von Anfang an vorgestellt hatte, wenigstens, wenn sein Herr er selbst sein durfte, mit jemandem, mit dem er wirklich zusammensein wollte. Für ihn war dieses ganze Treffen wohl kaum weniger ungewöhnlich und absonderlich gewesen als für Bergond…

Schweigend stiegen sie die Treppe hinab, nur dass ihr Schweigen nicht aus einer Verlegenheit entstand, es gab keine Verlegenheit mehr zwischen ihnen. Es war nur so, dass alles getan worden war und dass es keinen Grund mehr gab, zu sprechen.

Erst auf der Türschwelle, als die kühle Straßenluft ihre müden Gesichter umwehte, drehte sich Faramir noch einmal um.

„Danke. Für deine Gastfreundschaft.”, sagte er mit fester und sicherer Stimme, und wenn einer von Iorlas’ Nachbarn ihn gehört hätte, hätte er nur die oberflächliche Bedeutung gehört und sie hätten keinen Verdacht erregt.

Beregond verbeugte sich höflich. „War mir eine Ehre, Herr.”

Faramir nickte ihm zu, und begann schon, die Vortreppe hinabzugehen, als Beregond – nach einem Moment des Zögerns – in ebenso vollkommen gleichmütiger Stimme noch hinzusetzte: „Es tut mir leid für euren Verlust, Hauptmann.”

Faramir hielt kurz inne, und warf einen Blick zurück.

„Ja, mir tut es auch leid”, erwiderte er fast ausdruckslos, sein Gesicht streng und unlesbar, und der traurige Glanz in seinen Augen hätte auch vom schwindenden Licht herrühren können.

Ob er das offizielle: „Mir tut es leid, dass ich einen Bruder verloren habe” meinte oder „Es tut mir leid um alles, das wir einander waren”, was wohl der Wahrheit näher kam oder vielleicht auch das umfassende „Es tut mir leid, dass jetzt alles so ist, wie es ist” – welches davon zutraf, war schwer zu sagen. Herr Faramir hatte sich wieder verschlossen und Beregond konnte nur raten, was er wirklich fühlte und dachte.

Und Faramir setzte seinen Weg fort, welches Ziel er auch haben mochte; ging die menschenleere Straße seinem unbekannten Schicksal entgegen.

Schließlich umhüllte ihn die Dämmerung: das Braun seiner Stiefel, das Tabakgrün seines Mantels, sogar sein rabenschwarzes Haar – alles wurde zu einer farblosen grauen Gestalt im letzten Licht. Aber noch immer erschien er sehr wirklich und gar nicht ätherisch, und deswegen vielleicht sogar noch verlorener.

Sein Schritt war bedacht und entschlossen, und er sah nicht zurück.

Immer noch auf der Vortreppe zog Beregond seinen langen Mantel enger um die Schultern, und sah mit tief nachdenklichen grauen Augen zu, wie sein geliebter Hauptmann ihn verließ.

Ich werde nie wissen, wie er wirklich ist; wie es ist, sein Liebhaber zu sein.

Es war kalt. Der Bauch des jungen Mannes war verwirrt und schmerzte ein wenig, und er rieb ihn, ohne es zu bemerken. Das Gesicht des Wachmanns war ruhig und gleichmütig, wenn auch sehr blass – aber das war in der Dunkelheit nicht zu bemerken. Spätestens in wenigen Minuten, wenn Herrn Faramirs Gestalt gänzlich von den Schatten verschluckt worden wäre, würde er sich umdrehen und wieder hineingehen. Er würde die befleckten Laken vom Bett abziehen, und die leeren Becher ausspülen, und sich selbst wieder in Ordnung bringen, seine schwarz-und-silberne Uniform anziehen und seine Rüstung wieder anlegen.

Vielleicht würde er sich an irgendeinem Punkt hinhocken und bitterlich und untröstlich weinen. Weinen um alles, das unwiederbringlich verloren war, und um alles, das noch verloren werden konnte.

Vielleicht – und vielleicht auch nicht.

Denn was machte das schon für einen Unterschied? Nichts an diesem ganzen Abend hatte mit ihm zu tun gehabt.

Ende.

Read the original here: Casualties of War

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