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Translation Kriegsverluste (NC-17) de Print

Written by December; Translated by elektra121

08 March 2011 | 15909 words

Titel: Kriegsverluste (Originaltitel: Casualties of War)
Autor: December
Übersetzt von elektra121
Pairing: Faramir/Beregond
Rating: P18
Disclaimer: Wie üblich, mir gehört nichts (auch wenn ich’s gern anders hätte)

Zusammenfassung: Eine zufällige Begegnung in den dämmerigen Straßen von Minas Tirith macht einen ganz bestimmten Wachmann sehr glücklich – und sehr nachdenklich…

Vielen Dank an Alcardime für’s Betalesen!

Anmerkung: Diese kleine Geschichte klopfte eines kalten regnerischen Morgens, in grauen Stunden, in denen ich nicht schlafen konnte, an die Hintertür meines Hirns und wollte sich nicht abweisen lassen, bis ich sie zu „Papier” gebracht hatte. Also bitte! Ich hoffe, sie gefällt euch.
Wie immer basiert sie ausschließlich auf dem Buch (pah, die haben Beregond ja noch nicht mal im Film vorkommen lassen…!). Und, auch wie immer, sind Reviews herzlich erwünscht!


1. Kapitel

In den Wäldern im schönen Ithilien war die Erde bereits wieder von einem frischen grünen Teppich bedeckt, zartduftende Blüten und helle glänzende Blätter begannen sich an den Bäumen zu entfalten. Und im fernen Rohan, so hieß es, stand das Gras schon hoch und saftig.

In der hohen und stolzen Stadt, die er bewachte, besonders in den höheren Zirkeln, hielt sich jedoch noch eine ungemütliche Winterkälte.

Es war noch recht früh am Abend, eben erst begann es zu dämmern, der Himmel war von einem dicken Taubengrau, aber alles rings umher war so still, als wäre es bereits Schlafenszeit. Beregond zog seinen langen dunklen Mantel enger um die Schultern, als er eine schmale verlassene Seitengasse durchschritt, seine übliche Abkürzung von seiner Dienststelle nach Hause. Diesen Weg benutzte kaum jemals jemand außer ihm: es gab hier keine Hintertüren, die sich zur Gasse hin öffneten, keine Wäscheleinen, es war nur ein einfacher gepflasterter Weg, und manchmal erschien es dem Wachmann, dass er nur für seine Zwecke angelegt worden war.

So sehr er sonst ein aufgeschlossener Mensch war, genoss Beregond doch jeden Tag diese paar Minuten des völligen Alleinseins – und an jenem Tag noch mehr als gewöhnlich. Auch wenn er eine große Zuneigung für seinen neuen jungen Kameraden gefasst hatte und sich durch ihn ausgesprochen ermutigt und aufgeheitert fühlte – und nebenbei sehr gerührt war von den seltsamen Dingen, die er erzählt hatte – war es Beregond doch schwer ums Herz. Ein paar Stunden zuvor hatte er auf der Mauer gestanden, und hatte hilflos mit ansehen müssen, wie der Mann, den er mehr als alles andere verehrte, vom Tod selbst gejagt wurde – während er, Beregond, nur dumm herumgestanden hatte, ein nutzloser Zuschauer…

Aber dann hob der Wachmann seinen Blick und entdeckte zu seiner großen Überraschung und einigem Unbehagen, dass er heute Abend nicht allein auf dieser Gasse war. Eine große Gestalt, deren Umrisse von einem langen dicken Mantel verhüllt waren, näherte sich noch in einiger Entfernung.

Beregond war eigentlich kein misstrauischer Mensch, aber in diesen düsteren Zeiten, da jede neue Nachricht eigenartiger und schlimmer als die letzte war, merkte er, dass er häufig misstrauischer und nervöser war als früher. Der Unbekannte war stark, nach seiner Größe und seinem Gang zu urteilen, und Beregond bemerkte, dass die Spitze einer Schwertscheide unter dem Saum seines Umhangs hervorschaute.

„Wer seid Ihr? Zeigt euch!”, rief Beregond mit aller Autorität, denn, obwohl er seinen Dienst bereits beendet hatte, war er immer noch in die Uniform der Wachen gekleidet und hatte jedes Recht, einen Vorbeigehenden anzuhalten. Er machte Halt, richtete sich zu seiner vollen Größe auf und vertrat dem unbekannten Krieger, der jetzt nur noch wenige Klafter von ihm entfernt war, den Weg. Das schwache Licht beleuchtete den Mann von hinten, so dass Beregond sein Gesicht unter der tief herabgezogenen Kapuze nicht sehen konnte.

Ohne in seinem Schritt einzuhalten, zog der Mann mit einer Bewegung seine Kapuze herunter und in der nächsten Sekunde stand er direkt vor Beregond – und das Licht beleuchtete endlich sein fahles Gesicht.

„Ach”, Beregond fühlte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss. „Verzeiht, mein Herr, ich habe Euch nicht erkannt.” Er verbeugte sich respektvoll, trat dann schnell zu Seite und gab dem jüngeren Sohn des Statthalters – und, wie man seit einigen Tagen wusste, seinem Erben – den Weg frei.

Aber Faramir schien nicht vorzuhaben, weiterzugehen und betrachtete ihn nun mit einem nachdenklichen und leicht belustigten Ausdruck auf dem Gesicht. Beregond sah seinen Herren sonst sehr gern lächeln, was er selten tat; aber letzthin war Faramirs Gesicht so gänzlich blass und müde geworden, dass jeder Ausdruck einen berunruhigenden Schatten von Ironie und Distanziertheit angenommen hatte.

„Schon in Ordnung, entschuldige dich nicht”, sagte der junge Heerführer mit einer dumpfen, gleichgültigen Stimme, die genau seiner Miene entsprach. „Deine Wachsamkeit ist löblich – und ich wollte sowieso nicht erkannt werden.”

Beregond verbeugte sich erneut, und suchte verzweifelt nach einer Antwort, irgendetwas, das er sagen konnte. Es war ein so seltenes Glück, so nahe bei seinem Herrn zu stehen, eine Gelegenheit zu haben, mit ihm zu sprechen, und Beregond hasste sich heiß und innig dafür, dass er in diesem Augenblick wie ein grüner Junge nichts zu sagen wusste.

„Es tut mir leid… für Euren Verlust, Heerführer.”, sagte er dann, um die peinliche Stille zu beenden, und wünschte sich schon, dass Herr Faramir wirklich gehen würde, um ihn von der scheinbar unbezwingbaren Aufgabe zu befreien, Haltung zu bewahren und sich wie ein vernünftiger zivilisierter Mensch zu verhalten.

Faramir senkte sein Gesicht, wie in Gedanken. „Ja, auch mir tut es leid.”, sagte er etwas ausdruckslos, sein Blick ernst und abwesend, und gar nicht auf den Wachmann gerichtet. Dann kehrten die Augen des Waldläufers zu Beregond zurück, und Wiedererkennen blitzte in ihnen auf. „Du… du heißt Beregond, nicht wahr? In deine Obhut hat mein Vater den Halbling gegeben, der meinen Bruder fallen sah, oder nicht?”

„Ja, mein Herr, das stimmt.”, antwortete Beregond bedächtig, und verbeugte sich zur Bestätigung. „Ich habe fast den ganzen Tag mit Peregrin verbracht.”

Faramir schlug die Arme untereinander, und wurde immer nachdenklicher. Es schien Beregond, als ob er durch die komplizierte Verbindung, die er jetzt zum gefallenen Bruder des Heerführers Faramir hatte, er seinem Herrn plötzlich viel näher war, als er es in all den Jahren, die er in der gleichen Stadt gelebt und in der gleichen Armee gedient hatte, je geschafft hatte. Er fühlte eine gewisse Art von Verbundenheit zwischen ihnen entstehen – und er hätte sehr gern etwas dazu gesagt, aber erneut war sein Hirn wie eine frisch abgewischte Schiefertafel.

So stand er eine Weile, und starrte Faramir an, und wartete, dass dieser etwas sagte oder tat. Immerhin konnte er wenigstens erwarten, dass der Erbe des Statthalters ihm abwesend zunickte und dann weiter seinem Ziel zuschritt, das er gehabt hatte, bevor der ach-so-wachsame Beregond ihm in den Weg getreten war. Aber der Krieger blieb stehen, offenbar in Gedanken versunken.

„Kann ich Euch sonst noch irgendeinen Dienst erweisen?”, sagte Beregond schließlich, als die Stille so lang gedauert hatte, dass seine Wangen vor Verlegenheit brannten.

Faramir schaute ihn an, und Beregond bemerkte, dass der Heerführer ihn ganz vergessen haben musste. Jetzt aber, wo der Ältere ihn ansah, schien es, als ob er ihn zum ersten Mal an diesem Abend wirklich richtig sah – vielleicht zum ersten Mal überhaupt. Faramirs legte die Stirn leicht in Falten und seine scharfen stählernen Augen studierten Beregonds gerötetes erwartungsvolles Gesicht.

„Einen Dienst erweisen…?”, wiederholte er unbestimmt, als überlege er, was die Worte heißen sollten. „Nun, sehr freundlich von dir, dass du das fragst.”

Beregond blinzelte verwirrt. Es war überhaupt nicht „freundlich” von ihm, das zu fragen – Faramir war sein Herr, nicht sein Freund, und es war schließlich eine Selbstverständlichkeit, jeden Dienst anzubieten, den der Heerführer brauchen konnte. Und dann fühlte er, wie durch die seltsame Antwort des Erben des Statthalters eine eigentümliche Wärme ihn zu durchströmen begann, und etwas in seinem Bauch sich heftig zusammenzog. Sehr freundlich von dir – das hatte fast wie ein Kompliment geklungen…

Du Idiot.

Was denkst du dir überhaupt?! Pass bloß auf, dass du dich nicht lächerlich machst. Es steht dir wahrscheinlich schon ins Gesicht geschrieben…

„Sag mal, Beregond…”, sagte Faramir, und riss ihn aus seiner Träumerei. Der Waldläufer trat noch einen Schritt näher und senkte seine Stimme aus Vorsichtsgründen, als ob sie nicht bereits ganz allein wären. „Weißt du, normalerweise bin ich bei solchen Sachen nicht so unverblümt, aber heute… Wirklich, ich bin sehr müde, und habe wenig Zeit – und ganz bestimmt keine für ausgesuchte Höflichkeiten. Ich habe nur eine einfache Frage für dich. Sag mir, Wachmann – magst du Männer?”


Beregond hätte jede andere Frage als diese erwartet – und er konnte seinen Herrn nur anstarren. Faramirs klarer grauer Blick bohrte sich direkt in Beregonds Herz, so jedenfalls erschien es dem jungen Mann, denn er konnte nicht wegsehen, ja, er konnte kaum Luft holen.

Und er antwortete das wahrscheinlich Dämlichste, auf das er hätte kommen können: „Ich bin verheiratet, und ich habe einen Sohn, Herr.”, hörte er sich sagen, bevor er sich auf die Zunge beißen konnte. Um Himmels willen, wo kam das denn her? Nicht, dass er jemals seine geheime Leidenschaft für den Heerführer als Untreue gegenüber seiner Frau angesehen hätte…

Faramir allerdings schien auf diese Antwort überhaupt nicht zu reagieren, so als ob er Beregonds Worte, da sie an der Frage vorbeigingen, überhaupt nicht bemerkt hätte. Und Beregond setzte eilig hinzu: „Aber ich mag Männer sehr, Herr Faramir.”

Daraufhin legte der Ältere seinen Kopf schief, ohne seine Augen von Beregond abzuwenden, und ein kleines Lächeln umspielte seinen schöngeschnittenen Mund – und wieder sah Beregond Ironie in seinem Lächeln.

„Nun”, sagte Faramir sanft, „und was hältst du von mir, Beregond? Magst du mich?” Seine scharfen Augen verengten sich leicht, als er das fragte, und sein Blick wurde schmerzhaft durchdringend und etwas spöttisch. Nun, man musste wohl ein bisschen spöttisch werden, wenn man solche Dinge fragte – um einen Raum für den Rückzug zu haben, falls er nötig wurde.

Beregond atmete tief ein. Hatte nicht so viele Male davon geträumt, das gefragt zu werden, diese Worte aus dem Mund des Heerführers zu hören…?

„Ihr, mein Herr, seid ganz unvergleichlich”, sagte er leise, aber deutlich. Er wusste, dass sein Gesicht mittlerweile dunkelrot war, so dass es selbst in der bläulichen Abenddämmerung zu sehen sein musste, und sein Herz schlug so laut, dass er sich sicher war, dass der Heerführer es hören konnte – aber ehrlich, was machte das schon? Herr Faramir war hier, direkt vor ihm, mit ihm allein, und schien ihn zu wollen…

Und der Herr Faramir lehnte sich zu ihm hinüber, und stützte sich mit seiner Hand an der Wand dicht über Beregonds Schulter ab. Beregond schloss sofort die Augen und hob sein Gesicht – aber Faramir berührte nicht seine geöffneten Lippen mit den seinen, sondern stattdessen mit seiner Nase Beregonds Hals, dicht unter dem Ohr. Er atmete tief ein – und zog sich wieder zurück. Dabei konnte er gerade noch verhindern, dass Beregond im Wortsinn über ihn herfiel, indem er ihn leicht an der Brust abstützte.

Als er sich wieder gefangen hatte, sah Beregond fassungslos zu ihm auf, starrte Faramir verzweifelt an, fürchtete schon, er habe etwas falsch gemacht, seinen Herrn beleidigt, sich selbst zum Narren gemacht… Aber der Waldläufer trug ein Grinsen im Mundwinkel.

“Nicht hier”, sagte er zur Erklärung.

Und Beregond verstand, was jener kurze Kontakt gewesen war – Herr Faramir wollte wissen, wie er roch, um zu sehen, ob dieser Wachmann, den er kaum kannte, wirklich sein Verlangen wecken konnte. Und, seinen Worten nach zu urteilen, hatte ihm sein Geruch gefallen. Er hatte nicht „nein” gesagt, er sagte „nicht hier”, was bedeutete, dass er, an einem anderen Ort… Beregond fühlte, wie ihm schwindlig wurde. Ich werde dich berühren, und dich umarmen, und dir deine Kleider ausziehen, und dich mir nehmen, dich besitzen und dich in den Wahnsinn treiben vor Lust – all das werde ich tun, nur nicht hier.

Was Beregond betraf, hatte diese kleine Geste schmerzhaft sein Verlangen geweckt. Trotz des Herrn Faramirs unbestreitbar anziehenden Erscheinung und trotz Beregonds unvergänglicher Sehnsucht nach diesem Mann, hatte er ihn immer als so untadelig und über allem stehend eingeschätzt, dass es praktisch unvorstellbar war, der Heerführer könne wirklich etwas so Fleischliches oder Unanständiges tun. Und dass Faramir offenbar tatsächlich eine solche wilde, ungezähmte Seite hatte – was ja der Fall zu sein schien, wenn man bedachte, dass er Beregond gerade beschnüffelt hatte, als ob sie zwei Wölfe wären und nicht zwei Menschenkinder – das war fast zuviel, um es zu begreifen…

Der junge Mann schaffte es aber, zu nicken und undeutlich zwischen den Zähnen hervorzupressen: „Natürlich, mein Herr, es tut mir leid…” Was für ein Idiot er war. Glaubte er wirklich, dass der Erbe von Gondor ihn umdrehte und in einer Seitengasse fickte, noch mit seinem Silberhelm auf und mit halb heruntergezogenen Hosen…?

Aber der Heerführer schien nicht im geringsten verärgert zu sein – eigentlich schien Beregonds Zustand ihm sogar ganz gut zu gefallen.

„Sag, kennst du vielleicht einen Ort, wo wir es uns ein oder zwei Stunden ungestört gemütlich machen könnten?”, fragte Faramir geduldig, indem er eine Augenbraue hob.

Beregond neigte den Kopf. „Ja, Herr.”, sagte er, bevor er überhaupt darüber nachgedacht hatte, wo so ein Ort sein könnte.

Der Waldläufer nickte zufrieden und gab Beregond mit einer Handbewegung zu verstehen, er solle vorausgehen.

Beregond schluckte und folgte instinktiv dem Weg, den er gegangen war, bevor er auf Faramir getroffen war, nämlich dem nach Hause. Aber noch bevor er ein Dutzend Schritt weit gekommen war, wurde ihm klar, dass das ganz außer Frage stand: seine Frau musste wohl von ihrem Tagewerk schon wieder zurückgekehrt sein, ganz abgesehen von seinem zehnjährigen Sohn… Auf jeden Fall wäre das viel zu riskant. Aber er musste sich irgendetwas einfallen lassen – das war seine Chance, und die durfte er nicht vorbeigehen lassen.

Und dann fiel es ihm ein. Sein jüngerer Bruder Iorlas wohnte weniger als eine Meile von Beregonds Familie entfernt – und Iorlas würde frühestens übermorgen wieder in der Stadt sein. Beregond hatte, wie immer, den Schlüssel zur Haustür…

Das war es. Praktisch und einfach.

Er konnte es kaum glauben. Er fühlte sich wie in dem Märchen von dem Mann, der im Staub der Landstraße einen faustgroßen Diamanten gefunden hatte. Was hatte Beregond getan, um solch einen Segen zu verdienen, solch ein Geschenk vom Schicksal? Er konnte sich nicht erinnern, wie das Märchen endete, ob der Mann mit seiner Entdeckung glücklich geworden war – aber wen interessierte das schon? Egal, was hinterher auch geschehen mochte, er würde diesen einen herrlichen Augenblick erleben, sein größter Traum würde ihm erfüllt werden.

Hatte er sich nicht in ungezählten endlosen Nächten gescholten und geschämt dafür, dass er überhaupt wagte, so etwas zu wünschen? Vielleicht hatte er sich seit langem mit seinem undenkbaren Verlangen nach Männern – seinem undenkbaren und unausführbaren Verlangen, um genauer zu sein – abgefunden, aber Herrn Faramir…?! Herr Faramir, der die Verkörperung aller Vollkommenheit war, und der ganz besonders in der letzten Zeit der letzten Hoffnungsschimmer für die meisten in Minas Tirith und in Gondor überhaupt geworden war. Der den Augen der Menschen wie ein Glücksbringer schien – so lange mit ihm alles gut war, konnten sie der Verzweiflung noch etwas entgegensetzen. Und Beregond, ein einfacher Wachmann, wagte es, ihn zu begehren?

„Ha!”, hätte er am liebsten geschrien. Seht ihr? Ich bin eben doch kein bedauernswerter verblendeter Idiot! Es wird passieren, wirklich.

Er konnte seinen unerwarteten Gefährten kaum hören, obwohl er nur wenige Schritte hinter ihm ging. Faramir war ein großgewachsener Mann, größer als Beregond selbst, und musste daher auch schwer sein, und sein Mantel war lang und weit – aber die Sohlen seiner Reitstiefel machten kaum ein Geräusch, wenn sie das Kopfsteinpflaster berührten, und der Stoff seines Umhangs raschelte nicht, nicht einmal ganz leise. Sein ledernes Wams knarzte nicht, die Glieder seines Kettenhemdes klirrten nicht gegeneinander – er war ein wahrer Waldläufer und bewegte sich mit der lautlosen Anmut der Elben.

Beregond für seinen Teil kam sich wie ein mûmak in voller Rüstung vor, der die Straße entlangtrampelte, klapp-klapp kling-klang, damit es auch alle Leute hören konnten und über seine Tollpatschigkeit lachten. Er traute sich nicht, einen Blick über seine Schulter zu werfen, um zu sehen, ob Herr Faramir wirklich noch da war.

Ach, um der Valar willen, du bist doch nicht mehr sechzehn! Reiß dich zusammen. Wenn du dir weiter soviel Gedanken machst, bist du durchgeschwitzt vor Angst, bevor du überhaupt ins Schlafzimmer kommst, und dein Schwanz hat sich dann längst verabschiedet… Nicht dass Beregond jemals tatsächlich vor diesem Problem gestanden hätte, aber er hatte davon gehört, dass das passieren konnte, falls man sich zu große Erwartungen machte. Unnötig zu sagen, dass diese Vorstellung wenig dazu beitrug, seine Nerven zu beruhigen…


Der Weg, der alles in allem nicht länger als zehn Minuten gedauert haben konnte, fühlte sich wie die längste Stunde seines Lebens an. Als sie endlich die wenigen Stufen zum Eingang von Iorlas‘ Haus hinaufgestiegen waren, hatte Beregond tatsächlich Mühe, den Schlüssel ins Schloss zu stecken.

Vielleicht habe ich alles ganz falsch verstanden. Wie kann er denn wohl mich wollen, wo er doch jeden Mann haben könnte; schönere, edlere, jüngere, geschicktere…? Vielleicht will er ja nur einen Happen essen und ein bisschen über… über… wie hieß er noch… Peregrin, ja genau… reden. Er will über Peregrin reden, ganz sicher. Nein, er kann unmöglich mich wollen…

Beregond seufzte erleichtert, als das Schloss schließlich klickte, schob die Tür auf und führte seinen Herrn in den schummrigen Flur.

Er wusste, er sollte jetzt etwas Einladendes sagen, ein paar oberflächliche Worte, aber sie blieben in seinem Hals stecken, und er gab es auf, höflich sein zu wollen. Immer noch ohne sich nach dem Heerführer umzudrehen, nahm er eilig seinen Helm ab und stellte ihn auf eine kleine Bank, öffnete dann genauso hastig seinen Mantel und hängte ihn an einen der Haken nahe der Tür.

Aber noch bevor er sich zu dem Älteren umsehen konnte, umfing ihn Faramir mit einer starken und drängenden Umarmung, drehte ihn um, drückte ihn fest gegen die Wand, und war im nächsten Moment schon dabei, ihn heftig zu küssen. Beregond zuckte zusammen – und schmolz dahin. Sein Herr küsste stark und herrisch, und anders, als es Beregond je zuvor gekannt hatte – und er küsste anders zurück, als er es je zuvor getan hatte. Wenn er noch fähig gewesen wäre, zu denken, wäre er vielleicht darüber erstaunt gewesen, wirklich Hauptmann Faramirs flinke und fordernde Zunge in seinem Mund zu haben, seinen heißen Atem auf dem Gesicht zu spüren, die Andeutung von Bartstoppeln an seiner Wange kratzen zu fühlen…

Aber er konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, als sich seine Arme wie von selbst um den Hals des Waldläufers schlangen – nur dass seine zwei früheren Befürchtungen ganz und gar unbegründet gewesen waren. Zum ersten wollte Herr Faramir offenbar wirklich ihn. Und zum zweiten würde er sich als Mann keineswegs blamieren, denn er war bereits jetzt heiß und steif wie eine frischgeschmiedete Klinge, seine Lenden schmerzten geradezu von all dem Blut, das mit einemmal darin kochte. Nichts anderes drang in sein Bewusstsein: nicht der Köcher an seinem Rücken, in dem die Pfeile aneinanderklapperten; nicht Faramirs langes Schwert, das unangenehm gegen sein Bein stieß und dann an die Wand hinter ihnen schlug; nicht, dass sie die Bank umgeworfen hatten, so dass Beregonds Flügelhelm mit einem lauten Scheppern zu Boden fiel – nur Faramirs Lippen auf seinen, nur die Hände seines Herrn auf ihm…

Dann zog sich Faramir zurück, ohne jedoch seine Umarmung zu lockern, atmete tief aus und grinste zufrieden. Beregond starrte mit verschleiertem Blick zu ihm auf, sein Atem ging so heftig, dass er es selbst hören konnte. Wieder sah er in Faramirs grauen Augen diesen Ausdruck: abschätzig, scharf und ein wenig ironisch, nur dass jetzt noch eine weitere Nuance dazugekommen war: Hunger und überwältigende männliche Selbstsicherheit.

Nachdenklich und etwas belustigt betrachtete der Waldläufer den Wachmann, und presste seine Lippen aufeinander, wie um ein Lächeln zu verbeißen. Mit einer Hand strich er eine Haarlocke aus Beregonds Stirn.

Der junge Mann schloss die Augen, um die Berührung zu genießen, und verlor sich sofort darin.

„Ich möchte jetzt, dass dir eines ganz klar ist, mein lieber Wachmann“, murmelte Faramir, und als Beregond ihn ansah, blickte er mit dunklen Augen genau in die des jungen Mannes. „Im Verlauf der nächsten Stunde oder so werde ich dich ficken, und zwar richtig – und ich werde verdammt nochmal dafür sorgen, dass es dir gefällt. Die einzige kleine Bitte, die ich an dich habe, ist, dass du dich entspannst – klar? Je weniger du dir Sorgen machst, desto leichter wird alles gehen. Ich weiß, das kommt alles ziemlich plötzlich, und kommt dir vielleicht etwas eigenartig vor, aber du bist doch ein Krieger, nicht wahr, Beregond? Du solltest doch gelernt haben, mit unerwarteten Ereignissen umzugehen.“

„Ja… ja, hab ich.“, hauchte Beregond verträumt, immer noch in Faramirs Augen versunken.

„Schön“, nickte Faramir mit einem leichten Grinsen – und ließ von ihm ab, ging dann ein paar Schritte weiter in den halbdunklen Flur, immer noch seinen Mantel um. „Nun, ich schätze doch, in diesem Haus sollte sich ein Schlafzimmer befinden.“

„Ja… oben… Herr.“, antwortete Beregond, dessen Stimme ihm noch immer nicht richtig gehorchen wollte. Er schaffte es aber wenigstens, sich nicht noch an der Wand abstützen zu müssen. Mit gesenktem Kopf versuchte er, das gerade Erlebte zu verdauen. Sein Herr hatte ihn gerade… hatte ihn angefasst, hatte ihn geküsst, hatte solche Sachen zu ihm gesagt… Beregond fühlte, wie sein sowieso schon angespanntes Gemächt sich bei dem bloßen Gedanken daran schmerzhaft regte. Faramirs lässige Selbstsicherheit faszinierte ihn, und seine offensichtliche Hemmungslosigkeit – und Schamlosigkeit – war auf so beängstigende Art erregend…

Aber Herr Faramir hatte recht, er musste sich zusammennehmen. Der Hauptmann würde, auch wenn er müde und beschäftigt war, etwas von seiner kostbaren Zeit mit Beregond verbringen – und dafür musste Beregond ihm das bestmögliche bieten.

Also atme aus und entspann dich. Das ist alles sehr überraschend und ungewohnt – aber es ist genau das, wonach du dich immer gesehnt hast! Lass einfach den Hauptmann führen und genieß, was du kriegst.

Vielleicht gewöhnten sich Leute, die immer mal wieder das Zittern überkam, irgendwann daran, und fanden einen Weg, davon unbeeindruckt weiterzumachen mit dem, was sie taten – aber Beregonds Problem war, dass er nie so einer gewesen war. Er war vielleicht nicht der schneidigste Mann auf der Welt, aber er war insgeheim immer stolz darauf gewesen, besonnen zu sein und Vertrauen in seine Fähigkeiten zu haben. Er hatte im Angesicht von tödlichen Gefahren nie Angst gezeigt, oder hatte gezögert, wenn es nötig war, wichtige Entscheidungen zu treffen, noch war er je in Gesellschaft vieler Menschen schüchtern gewesen. Auch im Schlafzimmer hatte er nie unter irgendwelchen Unsicherheiten gelitten, nicht einmal bei seinem ersten Mal, mit einem Mädchen, das genauso ahnungslos wie er selber gewesen war.

Aber das hier…

„Herr Faramir, darf ich… Möchtet Ihr vielleicht erst einmal ein Glas Wasser oder Wein?“, rief er dem Hauptmann nach, als er sich doch noch an ein paar Regeln der Gastfreundschaft erinnerte.

„Aber ja, das wäre sehr liebenswürdig, vielen Dank“, sagte Faramir leichthin.


Fast wünschte Beregond, er hätte das lieber nicht vorgeschlagen. Zunächst hatte er Schwierigkeiten, sich zu erinnern, wo sein Bruder den Wein aufbewahrte – dann, wo der Korkenzieher lag, und jetzt bekam er auch noch die verfluchte Flasche nicht auf…

Er hatte kaum die Schritte gehört, als sein Herr auch schon berauschend nahe hinter ihm stand. Beregond senkte seinen Kopf etwas, wusste aber nicht recht, wie er mit dieser Nähe umgehen sollte, und mühte sich daher nur weiter mit dem Wein ab. Wenigstens war er so vernünftig gewesen, Köcher und Bogen im Eingang zu lassen, so dass sie jetzt nicht im Weg sein würden…

Ohne ein Wort zu sagen, legte Faramir seine Hände auf Beregonds, und ein paar Augenblicke und eine kräftige Bewegung später war die Flasche offen.

Beregond lachte erleichtert. „Tut mir leid, Herr, ich bin so nervös.”

“Schon in Ordnung, das muss dir nicht leid tun”, antwortete Faramir leise, seine Stimme voll Wärme und Belustigung. „Sehr schmeichelhaft, dass du so aufgeregt bist.”, setzte er hinzu und ließ seine Finger noch einen Moment auf den Handrücken des jungen Mannes liegen. Dann tat er einen Schritt zurück und lehnte sich gegen die Tischplatte, die für die Zubereitung des Essens gedacht war. „Sei so freundlich und verdünn meinen Wein mit Wasser: zu solchen Gelegenheiten bleibe ich lieber nüchtern.”

Also goss Beregond den Becher halbvoll mit der duftenden dunklen Flüssigkeit, und füllte ihn dann mit klarem kalten Wasser auf. Er würde Iorlas eine Erklärung geben müssen – sein Bruder versah den Haushalt gut, er würde merken, wenn auch nur eine Flasche fehlte. Aber darüber konnte sich Beregond später Gedanken machen.

Er reichte den Becher Faramir und fuhr beinahe zusammen, als sich ihre Finger trafen. Faramir bemerkte die Reaktion des jungen Mannes und schenkte ihm ein schwaches Lächeln: „Bitte, gieß dir auch ein, Beregond – du kannst es brauchen.”

Beregond gehorchte nur zu gern.

Sie tranken langsam und ohne zu sprechen, ohne auch nur zu versuchen, einen Vorwand für eine Unterhaltung zu finden. Beregond zweifelte nicht, dass Faramir für seinen Teil ohne Schwierigkeiten über jedes beliebige Thema hätte Konversation betreiben können, falls er das gewollt hätte. Höchstwahrscheinlich ersparte er lediglich Beregond die Peinlichkeit – der Wachmann war sich nämlich sehr sicher, dass seine derzeitige Unfähigkeit, eine Unterhaltung zu bestreiten, ziemlich offensichtlich war.

Daher standen sie nur und schauten sich an – das immerhin war Beregond möglich gewesen: ihre Augen hatten sich über dem Rand der Becher getroffen, und der junge Mann hatte dem Blick standgehalten. Und erneut staunte er, welchen Verlauf dieser Abend genommen hatte und auch über Herrn Faramirs Benehmen. Beregond war nichts von all dem gewöhnt: zum einen hatte er immer gedacht, nur käufliche Damen würden auf diese Weise auf der Straße aufgelesen… Und er hätte darüberhinaus nie geglaubt, dass sein geliebter Hauptmann (nun gut, es war Zeit, die Dinge beim Namen zu nennen, wenn man bedachte, wie sich die Ereignisse entwickelten) – hätte nie gedacht, dass Faramir sich jemals auf diese Art einen Gefährten suchen würde. Im Ernst, waren es wirklich nur Müdigkeit und Mangel an Zeit, die dazu geführt hatten, dass er Beregond dieses fragwürdige Angebot gemacht hatte? Gut, zugegeben, von Beregonds Standpunkt aus war das Angebot ein wahrer Segen und überhaupt nichts Fragwürdiges daran – aber er sah der Sache ins Gesicht, das war nicht gerade ein gesellschaftlich akzeptiertes Betragen für einen Mann, besonders für einen Mann von Faramirs Rang…

Freilich, wenn man berücksichtigte, dass er gerade im Begriff war, flachgelegt zu werden, war es sehr verführerisch für Beregond, sich vorzustellen, dass seine langgehegten geheimen Gefühle tatsächlich erwidert wurden, dass es da einen tieferen persönlichen Grund gab – aber er wusste es besser. Herr Faramir mochte sein Gesicht erkannt haben, aber er hatte früher an diesem Abend erst überlegen müssen, bis ihm sein Name eingefallen war – also bitte, was sollten da wohl für Gefühle sein?

Und Herrn Faramirs Benehmen… vielleicht lag es nur daran, dass Beregond auf diesem Gebiet keine Erfahrung hatte, wirklich, vielleicht benahmen sich ja Männer in solchen Situationen immer so. Nicht dass es ihm etwas ausmachte – ganz im Gegenteil: die kraftvolle unsanfte Umarmung des Hauptmanns, seine dreisten, etwas ironischen Blicke, die Art und Weise, wie er „ich werde dich ficken” gesagt hatte, als wäre das eine ganz einfache Tatsache… all das war auf eine etwas einschüchternde Weise sehr sehr erregend, und Beregond musste daran denken, wie herrisch und energisch sein Herr wohl im Bett sein würde, was den Wachmann nur noch heißer zwischen seinen Beinen werden ließ, als er sowieso schon war.

Nur dass es sich eben irgendwie ein wenig komisch anfühlte, dass der Erbe des Statthalters solche Sachen sagte und tat.
Nein, es schien irgendwie nicht Faramirs eigene, naturgegebene Art zu sein. Beregonds Eindruck von seinem Herrn war immer der eines zurückhaltenden und recht vornehmen Mannes gewesen, eines Mannes mit dem Anklang von strahlender Makellosigkeit, wenn auch mit einem strengen Gesicht – eines Mannes mit feinen Sitten, der sorgfältig seine Worte setzte. Um alles in der Welt nicht hätte Beregond ihn jemals für fähig gehalten, solche Dinge wie „verdammt nochmal” oder gar „ficken” zu sagen, und schon gar nicht in dieser Bedeutung… Nun war das unter Kriegern zwar nichts Ungewöhnliches. Soweit sich der Wachmann erinnerte, hatte Herr Boromir zum Beispiel sogar ziemlich häufig „verfickt” oder so etwas gesagt, selbst wenn es nicht immer unbedingt nötig gewesen wäre – aber Herr Faramir war, was dies betraf, doch bestimmt aus einem anderen Holz geschnitzt…

Beregond war verwirrt und ihm war auch nicht ganz wohl bei der Sache – er wischte seine Bedenken jedoch zur Seite. Hatte er nicht erst gerade mal einen Mann geküsst… und das auch erst vor gerade mal zehn Minuten – was wusste er schon von solchen Sachen?
Was wusste er denn überhaupt? Er hatte jung geheiratet, und in den zweiunddreißig Jahren seines Lebens hatte er mit niemandem anders als seiner Frau geschlafen, die immer ein lieber vernünftiger Mensch mit ernsten freundlichen Augen gewesen war – er hatte sich nie irgendwelche „Unanständigkeiten” mit ihr erlaubt. Ihre Art waren immer eher stille, vorsichtige Zärtlichkeiten gewesen als ungezügelte Leidenschaft – er hatte von Leidenschaft und ungehemmter Lust immer nur träumen können, und die Richtung, in die seine Träume manchmal gegangen waren, hatte ihn oft verwirrt und manchmal sogar erschrocken…

Nun ja, er würde ja sehr bald herausfinden, ob seine Fantasien viel mit der Wirklichkeit gemein hatten.


“Oben, sagtest du, ja?”, fragte Faramir beiläufig, stellte den leeren Becher zurück auf die Tischplatte und machte sich auf den Weg in Richtung Treppe.

Beregond kippte den letzten Rest Wein in einem Schluck herunter und folgte ihm leise.

2. Kapitel

Als er hinter seinem Herrn die knarrenden Stufen hinaufstieg, und der Umhang des Hauptmanns vor seinem Gesicht hin-und-her, her-und-hin schwang, kam Beregond das alles wieder ziemlich unwirklich vor. Das sind Hauptmann Faramirs Stiefel, die ich da sehe, das ist Hauptmann Faramir hier vor mir, und er geht nach oben ins Schlafzimmer, um dort mit mir zu schlafen – wie kann das wahr sein…?

Er schloss kurz seine Augen. In weniger als zehn Minuten würde das alles passieren – wann würde er sich wohl endlich an den Gedanken gewöhnen?
Sie betraten einen kleinen Korridor, der an einem Fenster endete, und von dem nach beiden Seiten Türen abgingen.

Faramir schaute sich fragend nach Beregond um, und der Wachmann schaffte es, „Die dort, Herr, zweite links“ herauszubringen.

Dies war früher sein Elternhaus gewesen, voller Menschen, sogar ein paar Bedienstete – bis Beregond bei seiner Hochzeit ausgezogen war, und dann die Eltern der beiden Brüder gestorben waren. Die meisten Kammern standen jetzt ungenutzt und leer, daher würden sie das Schlafzimmer des Hausherrn nehmen müssen.

Die beiden Männer betraten Iorlas‘ Kammer, und es schien Beregond ganz und gar grotesk, dass dies der Raum sein sollte, der ihm doch so vertraut war, in dem das Ganze passieren würde. Er wusste, an welcher Stelle jedes Möbelstück stand: das einzelne Bett an der rechten Wand, halbversunken in einem schmalen dunklen Alkoven, der Holztisch vor dem kleinen Fenster, dessen Scheibe in einem tiefen dunklen Steinbogen eingelassen war, die zwei alten Stühle links und rechts des Tischs. Es gab noch ein kleines Schränkchen für Dinge des persönlichen Bedarfs an der anderen Wand – und sonst kaum etwas. Genauso hatte Beregond es in Erinnerung, ein so gewöhnlicher, alltäglicher Anblick – aber was jetzt in diesem Zimmer geschehen würde, war überhaupt nicht gewöhnlich, es war sogar kaum vorstellbar…

Das einzig Ungewöhnliche war die Stunde, in der er hier war – die Abenddämmerung war immerhin eine ziemlich private Zeit, und seit er erwachsen war, hatte er das Zimmer seines Bruders nie in diesem Licht gesehen. Die weißgekalkten Wände schimmerten jetzt in einem sanften Tiefgrau, die hellbraune Decke auf dem Bett erschien beinahe blau, nur die Waschschüssel an ihrem gewohnten Platz auf dem Tisch leuchtete weiß in all der sie umgebenden Düsternis…

Erst in diesem Moment wurde dem Wachmann schließlich bewusst, wie kalt es eigentlich war, und er stellte fest, dass Hauptmann Faramir gut daran getan hatte, seinen Mantel anzubehalten. Iorlas war jetzt seit fünf Tagen unterwegs, und keine der Herdstellen war in dieser Zeit angezündet worden. Es war hier drinnen kaum wärmer als draußen auf der Straße…

Beregond warf einen skeptischen Blick auf den kleinen Kamin auf der anderen Seite des Bettes – frische Scheite waren bereits darin, aber Herr Faramir hatte von „ein oder zwei Stunden“ gesprochen, von denen viele Minuten bereits verstrichen waren, so dass es wirklich keinen Zweck hatte, sich noch mit dem Feuer abzumühen. Bis es einige Wärme spenden würde, wären sie sowieso schon fertig…

„Es tut mir leid… wegen der Kälte, Herr.“, sagte er etwas unbeholfen zu Faramirs Rücken – er war ans Fenster gegangen, um hinauszuschauen.

„Schon in Ordnung, wir werden uns schon gegenseitig warmhalten“, entgegnete der Waldläufer zwanglos. Und Beregond verstand, dass das keine kokette oder zweideutige Bemerkung sein sollte, sondern einfach eine Tatsache: ihnen würde warm werden, das war nur logisch.

Der Wachmann seufzte und ging auf Faramir zu, etwas unsicher darüber, wie er sich genau verhalten sollte – aber seine Unsicherheit währte nicht lange, denn Faramir drehte sich zu ihm um und zog ihn an sich. Beregonds Lider schlossen sich fast im gleichen Augenblick, und seinem weichen willigen Mund wurde ein zweiter Kuss gewährt. Faramirs Hände begannen seine Brust und Flanken zu liebkosen, und Beregond schmiegte sich enger an ihn, drückte sich fest an die Stärke und Wärme seines Herrn.

Nur wenige Minuten später aber zog sich Faramir zurück.
„Also, ich schätze, das hier ist nicht dein Haus, und das Schlafzimmer ist dann wohl nicht entsprechend „ausgestattet““, seine Stimme hatte einen fragenden Ton, und er schaute Beregond eindringlich ins Gesicht. Als dieser eine vage zustimmende Bewegung machte, fuhr Faramir fort, „Deswegen möchte ich dich, bevor wir richtig in Fahrt kommen und nicht mehr geradeaus denken können, noch um eines bitten. Denk bitte nach, wo der Hausbesitzer irgendeine Art Öl haben könnte und dann geh und hol uns eine Flasche.“

Als Beregond kurze Zeit später mit einer Flasche von Iorlas bestem Speiseöl zurückkehrte, bot sich ihm ein hinreißender Anblick. Sein Herr hatte keine Zeit verschwendet, und hatte sich, während er auf ihn wartete, bereits von einem Großteil seiner Kleider befreit. Gerade als Beregond eintrat, zog er sich sein Unterhemd über die Schultern.

Dem Wachmann stockte der Atem und er blieb leise bei der Tür stehen und sah zu.

Selbst wenn der Hauptmann ihn erwartete hatte, schien es Beregond doch trotzdem unangebracht privat, zuzusehen, wie ein Mann sich auszog – und aus diesem Grund fürchterlich erotisch. Es tat ihm wirklich leid, dass er nicht alles davon mitbekommen hatte, nicht, wie die Kleidungsstücke nach und nach das wahre Aussehen seines Herrn enthüllten, enthüllten, wie schön er als Mann war – er besaß eine Schönheit von ursprünglicher Eleganz, wie von Künstlerhand veredelt. Seine stolze Haltung, die strammen Kurven seiner starken Muskeln, der herrliche Kontrast zwischen seinen breiten Schultern und seinen festen schmalen Hüften, seiner Haut, die sich so weich und weiß von den glatten kohlschwarzen Locken abhob… Allein schon nur seine Augen an diesem Anblick weiden zu dürfen, war ein unschätzbar wertvolles Geschenk.

Faramir schien die Kälte überhaupt nichts auszumachen, er bewegte sich völlig frei und ungezwungen. Weder nervös noch irgendwie übereilt, als ob er sich einfach nur fürs Bett fertig machte, faltete er die dünne Leinentunika zusammen und hängte sie auf eine der Stuhllehnen, über seine anderen Sachen.

Er streckte sich und fuhr sich mit einer Hand über den Nacken, als wolle er zwischen seinen Schultern eine Verspannung wegmassieren. Am Morgen desselben Tages hatte der Hauptmann sich von seiner Mission in Ithilien zurückgekämpft, und Beregond wusste, dass er danach eine lange Unterredung mit dem Herrn der Stadt gehabt hatte. Es war kein Geheimnis, dass der Statthalter und sein jüngster Sohn nicht sehr gut miteinander auskamen, besonders seit der Nachricht von Herrn Boromirs Tod – und Beregond fragte sich, was in jenem Gespräch wohl für unangenehme Dinge gesagt worden waren…

Dann drehte sich Faramir um, und Beregond schien diese eine einfache Bewegung geradezu epische Bedeutung zu haben.

Ihre Augen begegneten sich, und gaben sich ein letztes Einverständnis, ohne dass ein Wort gesagt worden wäre.

Dann ging Faramir zum Bett hinüber. Er schlug die Bettdecke zurück und setzte sich, während er Beregond mit der selbstbewussten Gelassenheit eines Mannes betrachtete, der genau weiß, was als nächstes passieren wird, mit der Spur eines Lächelns auf den Lippen – er nickte dem Wachmann zu, näher zu kommen, was Beregond sofort tat. Er legte die Flasche auf das Laken und lehnte sich an seinen Herrn und – als Faramir ihm die Arme um die Schultern legte, erlaubte er sich, dasselbe zu tun, ja, er schlang sie dem Huptmann sogar um den Hals.

Dann küssten sie sich, lang und leidenschaftlich, streichelten einander, seufzten einer in den Mund des anderen und wieder erstaunte es den jungen Mann, wie schnell und leicht Faramir zwischen völliger Selbstbeherrschung und ungezügelter Leidenschaft hin- und herwechselte.

Beregond gefiel die Position, in der er jetzt über seinem Herrn stand, denn selbst so fühlte er, dass Faramir ihm vollkommen und gänzlich überlegen war – und das war eine befreiende Feststellung, denn er spürte, dass, egal, was er tat, er niemals die rechtmäßige Überlegenheit des Hauptmanns würde herausfordern können, auch nicht unabsichtlich, weil das schlicht unmöglich war. Und da nahm er Faramirs Gesicht in seine Hände und bedeckte es verwegen mit Küssen: die Mundwinkel des Waldläufers, sein Kinn, seine Wangen und selbst die Unterseite seines Kinns. Der Hauptmann hatte sich offenbar an diesem Morgen nicht rasiert, und sein Gesicht hinterließ ein sandpapierenes Gefühl auf den Lippen des Wachmanns. Beregond wusste, würde er noch lange so weitermachen, dann hätte sein Mund morgen ein verdächtig aufgescheuertes Aussehen, aber das kümmerte ihn wenig. Sein Herr genoss die Berührung ganz offenbar, er legte seinen Kopf in den Nacken und schloss die Augen, und nichts sonst war wichtig.

Der Wachmann kostete dann den Hals des Erben der Stadt und danach die Stelle hinter seinem Ohr und dann das Grübchen an seiner Kehle, während er seine Hände an den nackten Schultern und der Brust des Kriegers vor ihm hinabwandern ließ, ehrfürchtig die gespannten Muskeln liebkoste. Und all das schien Faramir zu begrüßen, auch wenn er selbst eigentlich gar nichts tat, außer Beregonds Zuwendung zu empfangen, während seine Hände auf den lederverhüllten Schultern des jungen Mannes ruhten.

Beregond war so vertieft in diese Beschäftigung, so gefangen von Faramirs zufriedenen Seufzern und tiefem Atemholen, dass er einstweilen sogar das Pochen in seinen eigenen Lenden vergaß. Seit dem Augenblick, da der Waldläufer ihn das erste Mal geküsst hatte, hatte der Ständer des jungen Mannes kein bisschen nachgelassen… Das war ihm noch nie passiert, und seine Manneskraft war angenehm verwirrt von der Kombination aus dauernder Erregung und völligem Mangel an dringend benötigten Streicheleinheiten. Aber die Art, wie sein Herr nach Atem rang und sich ihm entgegenstemmte, als Beregond an seiner linken Brustwarze zu saugen begann, machte den Wachmann so glücklich, dass er keine Eile hatte, sein eigenes Bedürfnis zu stillen. Er würde es langsam angehen lassen und jeden Moment auskosten…

Faramir bewegte seine Beine, damit Beregond jetzt zwischen seinen Schenkeln stehen konnte, um dem Wachmann besseren Zugang zu seinem Körper zu gewähren – und schließlich kniete sich Beregond vor ihm hin, küsste den straffen Bauch seines Herrn, schwelgte im Genuss, den die Haut an der Vertiefung seines Bauchnabels bot, von wo aus sich ein Streifen aus dunklem Haar bis unter den Hosenbund zog. Über Faramir zu stehen war herrlich gewesen – vor ihm zu knien war noch weitaus herrlicher… und herrlicher war auch der Duft des Begehrens seines Herrn, der jetzt, da Beregonds Gesicht so nahe seinem Schritt war, überwältigend wurde. Aber trotz aller Freiheiten, die er sich bis dahin genommen hatte, wagte er doch nicht, seine Hand auf die deutlich erkennbare Wölbung zwischen den Beinen seines Herrn zu legen, sie zu streicheln und sanft zu kneten oder gar sein Gesicht daran zu reiben…

Heftig atmend machte sich Beregond lieber darüber her, dem Hauptmann die Stiefel auszuziehen – aber Faramir entwand sich seinen Händen, spreizte seine Beine weiter auseinander und rutschte näher an die Bettkante, wo seine Finger langsam den Rand der Matratze kneteten, seine ganze Haltung ausgesprochen erwartungsvoll.

Dann legte er seine Hand sanft an Beregonds Nacken und streichelte ihn langsam und sacht, als ob er gar nicht vorhätte, ihn in eine bestimmte Richtung zu dirigieren – aber Beregond spürte das unmissverständliche Verlangen hinter dieser Berührung.

Dem Wachmann stockte der Atem und ihm schoss die Hitze ins Gesicht, als er erkannte, was da genau von ihm erwartet wurde.

Beregond sah zu seinem Herrn auf, nur um ganz sicherzugehen. Faramir schaute mit dunklem und verschleiertem Blick auf ihn hinab, seine Lippen waren rot und leicht geöffnet… Es konnte keinen Zweifel geben und Beregond nickte sein Einverständnis, ohne die Augen von Faramirs abwenden zu können.

„Du hast schöne Lippen“, flüsterte Faramir heiser, und strich mit dem Daumen langsam über das Kinn des jungen Mannes, direkt unter der Unterlippe.

Beregond schluckte.

Niemals zuvor hatte ihm je jemand gesagt, irgendetwas an ihm sei schön.

Er würde es tun. Selbstverständlich. War das nicht schließlich eine seiner Fantasien gewesen, wenn auch eine der beschämendsten und unehrenhaftesten, wenn er sich erlaubt hatte, von seinem Hauptmann auf diese Art zu träumen? Ein anständiger Mann aus Gondor ging nicht einfach hin und steckte seine Nase jemandem anderem zwischen die Beine – ganz besonders nicht, wenn diese Person mit einem Schwanz und ein paar Eiern ausgestattet war. Aber ein anständiger Mann aus Gondor zu sein war jetzt gerade das Letzte, über das er sich Gedanken machte.

Seine Finger begannen hastig an der Verschnürung der Bruch des Waldläufers zu zerren, und der Hauptmann rutschte noch näher heran, stemmte seine Hüften nach oben – und unversehens war Faramirs Manneskraft frei, sprang dem jungen Mann entgegen in all ihrer Pracht, in all ihrer herrlichen, herausfordernden Mächtigkeit, in all ihrer rauen Schönheit.

Beregond schnappte nach Luft, und starrte sie mit vor Ehrfurcht offenstehendem Mund an.

Es war eine Ehre, solch eine Ehre… Wie konnte er das jemals annehmen?

Aber Faramir bestärkte ihn, indem er ihn mit einer Hand fest beim Kinn fasste, mit der anderen seinen eigenen Ständer griff und die seidige Kuppe sacht an Beregonds Wange rieb, dann über den Mund des Wachmanns und bis unter die Unterlippe. Mit einem grimmigen Lächeln gab er mit seinem harten Glied dem Gesicht des jungen Mannes einen sachten Klaps – und dann noch einmal, etwas fester. Beregond schnappte erneut nach Luft, entzückt und beklommen, seltsam bezaubert von dieser Behandlung. Und schneller als er dachte, war Faramirs Manneskraft direkt vor seiner Nase, und er leckte über die Spitze, bohrte seine Zunge in den kleinen Schlitz – und sog dann den ganzen Schaft in seinen warmen Mund, besorgt, ihn vor der Kälte zu schützen.

Und dann brauchte er keinen anderen Antrieb mehr, alles geschah wie ohne sein Zutun, und sein Herr seufzte tief, legte seine Hände auf die Schultern des Wachmanns und ließ Beregond ihn nach Herzenslust verwöhnen.

Beregond kannte natürlich all die hässlichen Worte, mit denen man diesen Dienst beschrieb und die Leute, die ihn ausführten – besonders Männer, die das taten… Wenn überhaupt, wurde es als sogar noch entehrender angesehen als für einen anderen Mann die Beine breit zu machen. Allerdings fühlte es sich überhaupt nicht entehrend an – im Gegenteil, es war eine Ehre, und er kostete jedes kleine Detail davon aus.

Er erwischte sich sogar dabei, wie er ziemlich begeisterte Geräusche von sich gab, als er eifrig an der heißen dankbaren Härte saugte, sich schnell auf und ab, auf und ab bewegte, jedesmal ein bisschen nach links oder rechts, während seine Hand den langen Schaft am Ansatz festhielt. Es war ganz leicht, sich in dieser Tätigkeit zu verlieren…

Faramirs Hände bewegten sich träge und wie träumerisch auf ihm, streichelten langsam seine Schultern, sein Genick, vergruben sich in sein Haar, massierten seine Kopfhaut und die Stellen hinter den Ohren… Sie zwangen ihn nicht, tiefer zu gehen, aber die Berührungen waren so erregend, dass es kaum weiteren Anstoß brauchte. Er legte beide Hände auf die geöffneten Schenkel des Hauptmanns, und nahm ihn dann ganz in sich auf, und obwohl er wegen der Enge in seinem Hals kaum atmen konnte, war das auf eine erhebene Art erregend…

Er würde vor Scham zu Asche brennen, falls seine Familie von diesem Erlebnis erfuhr, davon, wie er und sein Herr dieser Leidenschaft frönten – nicht weil er selbst sich dafür schämte, was nicht der Fall war, sondern, weil er wusste, dass sie es nie verstehen würden, nie erkennen, was es in Wirklichkeit war. Es war etwas Schönes, die ganze Sache, so sehr, dass diese Schönheit fast keusch schien. Die mächtige lebendige Hitze in seinem Mund, der göttliche Geschmack auf seiner Zunge, der süße Genuss, den er seinem Herrn offensichtlich bereitete, das sanfte tiefe Seufzen, das den geöffneten roten Lippen des Hauptmanns entfuhr, die Art und Weise, wie sich seine Hüften Beregonds Kuss entgegenstreckten – es gab nichts Verwerfliches, nichts Schmutziges daran. Es bestand aus Wärme und tiefen Vertrauen und Zuwendung, Trost und Innigkeit, Verbundenheit und Verständnis und aus der unendlichen Freude, jemandem das alles schenken zu können. Auch Verlangen war darin, ja – aber was war denn so falsch daran? Welcher Schwachkopf war nur darauf gekommen, dass diese Form der Liebe schändlich sein sollte?

Aber dann –

Faramirs Hände zerrten Beregond sanft aber bestimmt am Kragen.

„Das reicht”, sagte der Hauptmann leise, aber sehr klar und deutlich.

Erschrocken zog sich Beregond sofort zurück, ließ die heiße feuchte Länge aus seinem Mund gleiten – und schaute verwirrt auf. Er hatte geglaubt, Herrn Faramir hätten seine Dienste gefallen…

Faramir lächelte auf ihn herab, und seine Finger glitten von Beregond’s Nacken zu seinem Gesicht, um es in beiden Händen zu halten und mit seinen Daumen die Mundwinkel zu liebkosen.

„Du machst das wunderbar”, raunte er, um Beregond zu beruhigen, und betrachtete dabei mit halbgeschlossenen Augen seine Lippen. „Du bist so bei der Sache… und du hast eine sehr geschickte Zunge. Es ist nur, dass ich mich nicht jetzt schon verausgaben will.”

Er ließ los und stützte sich mit den Handflächen auf das Bett hinter ihm, lehnte sich zurück und seufzte tief.

„Warum gehst du nicht und ziehst dich aus, und kommst dann wieder her, was, Beregond? Ich schätze doch, es muss eine ziemliche Herausforderung sein, die ganze Zeit einen solchen Ständer in der Hose eingesperrt zu haben.”

„Ja, Herr… selbstverständlich…” murmelte Beregond verwirrt, und erhob sich schwerfällig. Er stellte fest, dass seine Knie vom langen Kontakt mit dem harten Boden schmerzten, und dass er tatsächlich so hart und geschwollen zwischen den Beinen war, dass es wehtat. Er leckte sich über die Lippen und lächelte in sich hinein.

Er war so froh, o, so froh…

Am liebsten hätte er sich einfach auf der Stelle die Kleider vom Leib gerissen und wäre ins Bett gesprungen – aber er dachte daran, wie sorgfältig Herr Faramir seine Sachen zusammengelegt hatte, und wusste, er sollte es ihm nachtun.

Er entledigte sich seiner Kleidung, hängte die Sachen über den leeren Stuhl und legte seine Rüstungsteile auf den Tisch neben das Schwert und die Dolche des Hauptmanns. Dabei achtete er peinlich genau darauf, all das besonders ordentlich zu erledigen, um sein Hirn von seiner zunehmenden Nacktheit abzulenken. Er hatte Herrn Faramir nackt gesehen – und seine makellose männliche Anmut hatte ihn zum ersten Mal an seiner eigenen Ansehnlichkeit zweifeln lassen. Er hatte sich nie für besonders gutaussehend gehalten – oder besonders hässlich, was das betraf – er hatte sich einfach nie viel Gedanken darum gemacht. Gut auszusehen war ihm nie als eine Sache erschienen, die sehr weit oben auf der Rangliste männlicher Tugenden rangierte; aber wenn er jetzt so darüber nachdachte…

Der Hauptmann war Beregond gefolgt, um seine Hose über die anderen Sachen zu legen und seine Stiefel unter den Tisch zu stellen – und nun, da sie beide ganz und gar ohne Kleidung und einander so nah waren, hatte Beregond, auch wenn sie sich nicht ansahen, das dringende Bedürfnis, sich zu bedecken. Er war sich seines geschwollenen roten Geschlechts, das so unkeusch hervorragte, schmerzhaft bewusst, der krausen Dunkelheit um dessen Ursprung, die in ihrer Masse so unerträglich vulgär schien; und die Befürchtung, seinen Herrn mit diesem Anblick vielleicht auf unverzeihliche Art zu beleidigen, versetzte ihm einen Stich. Die Dämmerung hatte sich verstärkt, und alles im Raum hatte die ätherische traumhafte Farbe von mattem Dunkelblau angenommen, das Zwielicht in der Kammer umspielte alle Dinge nur noch sanft – und doch schien ihm selbst dieses wenige Licht zuviel, so dass er seine Hand nach dem Vorhang ausstreckte, um ihn vor das kleine Fenster zu ziehen.

„Nein, zieh nicht zu – ich möchte alles sehen”, sagte Faramir leise und stellte sich direkt hinter ihn, und Beregond zog seine Hand zurück.

„Soll ich dann vielleicht Licht machen, Herr?”, fragte er tapfer und zeigte auf eine einzelne Kerze in dem Messinghalter, der gleich neben der Waschschüssel stand.

Nein, es ist genau richtig so, wie es ist. Lass die Dämmerung uns umhüllen: im Zwielicht muss man sich für nichts schämen, denn alles scheint so unwirklich, meinst du nicht?” Und Faramirs Finger fuhren sacht an Beregonds Rücken entlang. “Du hast einen schönen Körper”, flüsterte Faramir versunken, wollüstig; obwohl in seiner Stimme durchaus auch ein Ton fachmännischer Anerkennung mitspielte. Immerhin war er ein Krieger, und er wusste den gutentwickelten Körperbau eines anderen Soldaten zu würdigen. „Stark und gesund”, bemerkte er, wie zu sich selbst, und seine Hände fuhren von Beregonds Schultern sein Rückgrat hinab bis zu seiner Taille und seinem Po. „Aber nicht zu schwer gebaut. Du bist gelenkig und deine Bewegungen haben Anmut”, der Waldläufer spreizte seine Finger und umfasste mit leichtem Druck die Hüften des Wachmanns. „Und das hier ist natürlich auch recht schön”, flüsterte Faramir mit einem Glucksen, während er Beregonds kecken Hintern probeweise packte. Beregond zuckte zusammen, seine Muskeln zogen sich reflexartig unter dem Griff des anderen Mannes, und Faramir gluckste erneut. „Ich habe gut gewählt, du bist wirklich überall sehr anziehend, nicht nur im Gesicht.”

Er sagt das nur, damit ich mich besser fühle und um mir meine Angst zu nehmen. Er kann das unmöglich wirklich ernst meinen…

Aber dann setzte Faramir hinzu, schlang seine Arme dabei um Beregonds Taille und zog ihn fest an sich, „Was mich aber traurig macht, ist, dass du dich so benimmst, als ob du dir über dein eigenes Aussehen gar nicht bewusst bist. Kann das denn wahr sein?” Er flüsterte direkt in Beregonds Ohr, und begann seinen steifen Ständer in einem zarten Rhythmus an den Hinterbacken des Wachmanns zu reiben.

Obwohl er sein Gesicht immer noch ängstlich zu Boden gekehrt hielt, lehnte sich Beregond dieser Berührung entgegen, und schaffte es, zwischen japsenden Atemzügen hervorzustoßen: „Aber ich… ich hab immer… genau das Gleiche… von… von Euch gedacht… He… Herr.”

„Ach ja?” raunte Faramir amüsiert und biss ihn spielerisch ins Ohrläppchen. „Aber weißt du, mein lieber Beregond, in meinem Fall ist das seit langem nur vorgespielt, besser gesagt, eine Angewohnheit geworden, weil ich genau weiß, dass eine bestimmte Sorte Mann von so einer zurückhaltenden Sittsamkeit angezogen wird.”

„Na, dann… glaube ich… ihr seid… auch so ein Mann, Herr”, antwortete Beregond, warf seinen Kopf zurück, als Faramir sich vorlehnte, um ihn seitlich am Hals zu küssen, und war erstaunt über seine eigene Kühnheit.

„Hin und wieder kommt das schon vor, ja”, räumte Faramir ein und küsste ihn noch einmal. „Nur glaube ich, dass deine Sittsamkeit echt ist, was es so viel erlesener macht, von ihr zu kosten.” Eine seiner Hände verließ ihren Platz auf seiner Hüfte und glitt an seinem Unterleib hinab. „Und ich schätze auch, dass sie ziemlich kurzlebig sein wird…”

Die Fingerspitzen des Waldläufers strichen über die Unterseite von Beregonds Ständer und ließen ihn im wahrsten Sinne des Wortes aufspringen. Faramir machte ein amüsiertes Geräusch und streichelte die pochende Länge, sein Druck jetzt um einen Hauch kräftiger.

Beregond schaute an sich hinab, schloss dann schnell die Augen und lehnte seinen Kopf zurück, aus Angst, der Anblick sei bereits genug, um ihm den Rest zu geben. Dass die Hand seines Herrn, die Hand, die es gewohnt war, ein Schwert zu schwingen und einen Bogen zu spannen, was sie beides ohne jeden Fehler tat, wirklich so sanft und behutsam sein konnte…

„So glatt und fein”, flüsterte Faramir an Beregonds gestreckter Kehle „als ob du feine Seide anstatt Haut hättest. Ziemt sich eher für einen Edelmann, würde ich sagen.”

Ein leichtes Streichen nach oben, dann wieder zurück. Nur eine Berührung, ja – aber ausgeführt von einem Mann fühlte es sich ganz und gar anders an; so als ob Beregonds Herz bloßläge, damit dieser Mann hineinschauen konnte, als ob er nichts vor ihm verstecken konnte, denn natürlich wusste Faramir ganz genau, was für Gefühle er da auslöste…

„Aber ich vermute, unter dieser zarten Hülle bist du hart wie Stahl”, setzte Faramir spielerisch hinzu und schloss seine Finger um die ganze Länge, drückte vorsichtig zu und zog nach oben, mit dem Hauch einer Drehung, als ob er melken wollte.

Nicht mehr Herr seiner Sinne zuckte Beregond unter der Hand seines Herrn zusammen – aber es war zu spät, das Gemächt des Wachmanns floss schon über, und eine reichliche Menge des warmen Samens lief über die Hand des Hauptmanns.

„Oho, dein Verlangen ist aber wirklich groß”, bemerkte Faramir belustigt und drückte Beregonds Schwanz noch einmal, um ihm noch mehr der weißen Flüssigkeit abzugewinnen.

Beregond schloss die Augen wieder, seine Schenkel zitterten schwach von der nachlassenden Spannung, sein Gesicht brannte. „Es tut mir leid, Herr”, flüsterte er zum soundsovielten Mal an diesem Abend.

Und zum soundsovielten Mal lächelte Faramir. „Mach dir nichts draus. Ich nehme es als Kompliment, dass ich offenbar so verlockend bin. Und überhaupt, sobald mein Schwanz erst in deinem Arsch steckt, bist du sowieso wieder hart. Wir haben wenig Zeit.”

Beregond nickte nur statt einer Antwort. Er fragte sich, ob es wohl möglich war, vor lauter Glückseligkeit, Leidenschaft und Beklemmung in Ohnmacht zu fallen…

„Weißt du eigentlich”, flüsterte Faramir dumpf, „wie du schmeckst?”

Beregond schüttelte stumm den Kopf und der Waldläufer sagte: „Nun, ich möchte, dass du es weißt.”

Er ließ das Gemächt des Wachmanns los und hob seine Hand an Beregonds Gesicht. Der junge Mann starrte sie an, und der bloße Anblick erregte ihn von neuem. Er war es nicht gewohnt, seinen Samen tatsächlich vor Augen zu haben, da er ihn gewöhnlich tief im Körper seiner Frau verströmte, und war nun ganz benommen von dem wollüstigen, geilen Anblick, den er jetzt, so, auf der Hand eines Liebhabers verschmiert, bot.

Dann schlüpfte der Zeigefinger des Erbens der Stadt, voll von jener milchigen Substanz, kurz zwischen Beregonds widerstandslose Lippen und strich über seine Zungenspitze.

Der junge Mann riss die Augen auf.

„Scharf!”, stieß er hervor, und vor Überwältigung überlief ihn ein angenehmer Schauer.

Faramir gluckste zufrieden und ließ den Moment nachklingen – und dann glitt seine freche Hand, immer noch reichlich mit der Substanz von Beregonds Erlösung bedeckt, nach hinten, um sich zwischen seine nackten Hinterbacken zu stehlen. Mit einem gespannten Seufzen streckte sich Beregond der Berührung entegegen – wirklich, er schien eigentlich nicht so besonders viel Schamgefühl in sich zu haben, was das betraf…

Einen langen, seligen Moment lang sprachen sie nichts, Faramir streichelte ihn neugierig zwischen den Beinen, erforschte die verborgenen Stellen seines Körpers, rieb Beregonds eigenen Samen in seine Haut, und Beregond seufzte tief, die Augen geschlossen, und für den Moment gab es für ihn nichts auf der Welt außer Faramirs gebieterischer Wärme.

Dann aber murmelte Faramir spielerisch an seinem Ohr: “Oder, wenn ich so darüber nachdenke, könnte ich dich auch einfach ohne viel Drumherum auf diesem Tisch hier flachlegen – was sagst du dazu, Wachmann?”

„Alles, was ihr wollt, Herr”, brachte Beregond benommen heraus, während er sich schon regelrecht an Faramirs Hand rieb, „alles…”

Faramir presste versuchsweise seinen Daumen auf die Stelle, wo Beregonds Körper so nachgiebig war – und Beregond hörte sich selbst leise wimmern, ergab sich sofort, öffnete sich der Kraft und Stärke seines Herrn…

Aber Faramir gluckste leise, und die Berührung war vorbei. „Nein, ich bin zu müde für so etwas, und der Boden ist auch ziemlich kalt – das Bett scheint mir unter diesen Umständen die bessere Wahl. Komm”, er nahm den jungen Mann beim Handgelenk und zog ihn zu dem dunklen Alkoven.

Dort blieb der Hauptmann stehen und Beregond verstand, dass er sich als Erster hinlegen sollte, was er auch tat; er bettete seinen Rücken auf die kühle Matratze und zog die Beine an. Faramir ließ sich auf ihn nieder, und ihre unbekleideten Körper berührten sich endlich ganz.

„Ich werde dein Erster sein, nicht wahr?”, flüsterte der Erbe der Stadt, zog fragend die Brauen hoch und Beregond nickte stumm zur Bestätigung. Er wusste nicht, ob seine Unbedarftheit auf diesem Gebiet als Geschenk oder eher als lästig empfunden werden würde, aber es hatte jedenfalls keinen Sinn, es abzustreiten. Zumindest der Hauptmann wusste offenbar, was er tat.

Und Faramir küsste ihn, sein Haar fiel Beregond ins Gesicht und kitzelte ihn leicht, und Beregond schlang die Arme um seine Schultern – und eine Weile lagen sie so, bewegten sich langsam im gleichen Takt und probierten, welcher Rhythmus sich zwischen ihren beiden Körpern ergeben würde.

Es fühlte sich unerwartet angenehm, ja, sogar beruhigend an, in dieser Position zu liegen. Nachdem er früher an diesem Abend geradezu überwältigt davon gewesen war, dass Faramir so entschieden den Ton angegeben hatte, war sich Beregond ziemlich sicher gewesen, dass, sollte er dann wirklich auf ihm liegen, ihn das einschüchtern und ihn zittrig und ungeschickt machen würde. Aber so war es nicht, denn obwohl es sich seltsam war und ihn daher etwas verunsicherte, diesmal zu empfangen statt zu geben, fühlte es sich gleichzeitig auch beruhigend und richtig an; so wie es sich richtig angefühlt hatte, zwischen den geöffneten Schenkeln des Hauptmanns zu knien. Es war eine Position, die sehr treffend ihr Verhältnis zueinander wiedergab, die Rollen, die sie bei diesem Zusammentreffen spielten; und dass dies so genau passte, war beruhigend. Und auch wenn er ein klein wenig Angst hatte, war diese Angst doch von einer angenehmen, berauschenden Art, dazu angetan, sein Verlangen nur noch zu steigern. Darüber hinaus gefielen Beregond diese neuen Empfindungen gut. Faramir lag warm und schwer auf ihm; aber nicht schwer im Sinne von „massig” oder „erdrückend”, sondern in einer verlässlichen und sehr erregenden Art.

Auch wenn er es noch nie zuvor getan hatte, bemerkte Beregond, dass an der ganzen Sache, zumindest bis dahin, überhaupt nichts Kompliziertes war. Faramir bewegte sich auf ihm, und der sanfte gemächliche Rhythmus seiner Bewegungen, der seine Haut an Beregonds Haut rieb, die Art, wie sein erregtes Glied heiß gegen Beregonds Lenden stieß – all das ließ Beregonds Körper sich aufs Äußerste lebendig und gleichzeitig vollkommen entspannt anfühlen, regelrecht benebelt – und es war so leicht, sich zusammen mit ihm zu bewegen, seine Streicheleinheiten zu erwidern, sich in der Weichheit seiner geschickten Lippen zu verlieren…

Faramir beendete seinen Kuss und biss Beregond spielerisch in den Nacken, setzte sich dann auf und langte nach der Flasche, die neben ihm lag. Nachdem er das Öl erst in seinen Händen erwärmt hatte, schmierte er Beregonds gesamten Unterleib reichlich damit ein, einschließlich seines halbsteifen Schwanzes, und ölte auch seine eigene Hand ausgiebig, bevor er sich wieder auf ihn legte.

Was er dann tat, schien ihm eine gewisse Konzentration abzuverlangen und er fuhr mit dem Küssen nicht fort, als seine schlüpfrige Hand sich hinab zwischen ihre Körper bewegte, sein Blick kehrte sich nach innen, als er all seine Aufmerksamkeit darauf richtete, was seine Fingerspitzen dort ertasteten.

Er strich dem Wachmann suchend zwischen die Hinterbacken, dann wurden seine Berührungen sicherer und zielgerichteter, und dann lächelte er.

„So, da wären wir”, verkündete er trocken.

3. Kapitel

Beregond unterdrückte ein Keuchen, als er versuchte, sich an das Gefühl zu gewöhnen, von innen berührt zu werden. Er schaute Faramir angespannt ins Gesicht und hoffte darin die Bestätigung zu sehen, dass sein Herr verstand, dass es nicht ganz leicht für ihn war, dass er ein wenig Geduld und Zurückhaltung brauchte. Nicht dass er Angst vor Schmerzen hatte, er wollte nur nicht, dass sein Herr, den er so liebte, in diesem Moment keine Rücksicht auf seine Gefühle nähme. Und Faramir schaute zurück – wieder mit diesem eigenartigen Lächeln, nur, dass seine Augen jetzt vor Verlangen geweitet waren, und sein Gesicht jetzt irgendwie strenger schien, fast schon hart. Aber seine Berührungen waren nicht rücksichtslos oder unsanft; und mit lediglich einem Finger fertig zu werden, selbst wenn er schon recht tief im Körper des jungen Mannes steckte, war keine große Herausforderung.

„Du hast einen schönen Arsch, mein Lieber”, ließ sich Faramir vernehmen, seine Stimme schon ein wenig rau, seinem bis dahin unbewegten gleichmütigen Ton war die Lust jetzt bereits deutlich anzuhören. „Sehr schön knackig – und sehr schön eng. Oh, es wird eine solche Freude sein, dich zu besitzen.”

„Und Ihr seid sehr gut ausgestattet, mein Herr”, erwiderte Beregond darauf.

Er hatte es als Kompliment gemeint, aber Faramir interpretierte die Worte offenbar anders.

“Oh, keine Angst, wir passen gut zusammen. Auf diese Weise werden wir beide viel Spaß haben. Und dir wird nichts weh tun, wenn wir dich nur ordentlich vorbereiten; morgen wirst du wieder vollkommen in der Lage sein, deine Pflichten zu tun.

“Ordentlich” bedeutete offenbar vor allem, “in aller Ruhe”. Denn eine ganze Weile lang fuhr der Waldläufer mit seinen Streicheleinheiten fort, drehte seinen Finger hierhin und dahin, schob ihn bis zum Gelenk hinein, um ihn dann, sehr zu Beregonds Missfallen, gänzlich zurückzuziehen. Jetzt, wo die Verbindung zwischen ihren Körpern hergestellt war, nahm er das Küssen wieder auf, nippte an den Lippen des Wachmanns und schob seine hungrige Zunge in den Mund des jungen Mannes.

Als sich Beregond vollständig entspannt hatte und sich dem Finger begierig entgegendrängte, weil er merkte, dass er dabei eine süße, wenn auch ungewohnte Lust empfand, begann Faramir neben dem ersten noch einen zweiten Finger in ihn hineinzuarbeiten.

„Atmen”, riet er dem Wachmann, als sich Beregond unbequem unter ihm wand, „Tief einatmen, Beregond, das hilft.”

Und so war es. Nicht sofort, aber nach und nach wurde es besser, und zu seinem nicht geringen Erstaunen bemerkte Beregond, dass er zwei Finger fast ebenso leicht wie einen aufnehmen konnte.

„Ihr habt… soviel Geduld mit mir”, murmelte Beregond zärtlich. Seine Lust zusammen mit dem Vertrauen in den Hauptmann, dass er so achtsam mit seinem Körper umging, erfüllte ihn mit einer großen Wärme und Zuneigung für Faramir, sogar noch größer als vorher schon. Er gestattete sich, seine Finger durch die zu beiden Seiten von Faramirs Gesicht herabhängenden Locken gleiten zu lassen. Er hatte das Haar seines Herrn immer bewundert, dessen tiefe, intensive pechschwarze Farbe, ganz anders als Beregonds eigenes Schokoladenbraun. Dem Wachmann hatte immer gefallen, wenn die Sonne darauf schien, als ob sie Sterne über die glänzende Glätte streute, silbern auf schwarzem Grund – und nun sah es aus wie ein Tuch aus Mitternacht, lichtlos und undurchdringlich, das in kühlen Wellen über seine Finger fiel.

„Selbstverständlich hab ich Geduld”, antwortete Faramir zärtlich, und betrachtete ihn ein wenig neugierig, als ob es ihn überraschte, dass diese Geduld, selbst inmitten all seines offensichtlichen Verlangens, für Beregond nichts Selbstverständliches war. Und für einen Augenblick schien sein Gesicht sanfter und trauriger, mehr wie das Gesicht des Mannes, nach dem Beregond sich immer verzehrt hatte.

Dann stützte sich Faramir auf seinen Ellbogen und sah dem Wachmann genau ins Gesicht. „Hier, das sollte sich gut anfühlen”, sagte er erwartungsvoll und bewegte seine Finger auf eine bestimmte Weise in Beregonds Körper.

„Oh, tut es”, keuchte Beregond überrascht, mit weit aufgerissenen Augen.

“Gut”, grinste Faramir mit einem Mundwinkel und strich noch einmal mit Nachdruck über jenen süßen Punkt. Beregond rang um Atem und bäumte sich auf. „Wenn ich dich dann nehme”, setzte der Waldläufer hinzu, „sollten wir versuchen, meinen Schwanz genau an diese Stelle zu bringen. Dann wirst du kommen, wie du es dir gar nicht vorstellen kannst.”

“Ja, Herr”, murmelte Beregond träumerisch und schloss die Augen. „Danke, Herr…”

Während seine Finger Beregonds nachgiebiges Inneres erforschten, seine Muskeln aufwärmten und ihn lehrten, es zu genießen, rieb Faramir seinen ganzen Körper an dem des Wachmanns, kräftig und fest, als ob er ihn schon besäße. Und nun, da seine Freuden eine solch unvorhergesehenen Höhen erreicht hatten, langte Beregond, ohne groß darüber nachzudenken, nach unten und legte seine Hände auf Faramirs köstlichen Hintern und packte das feste Fleisch, um ihn noch näher heranzuziehen. Diese Bewegung allerdings schien den Hauptmann aufzuschrecken, und sofort ließ Beregond los.

„O, bitte, entschuldigt…” Er hatte sich ganz klar zuviel herausgenommen. Immerhin war es sein Arsch und nicht der seines Herrn, der sich einem Schwanz würde beugen müssen.

Faramir sah ihm ins Gesicht. „Nein, mach nur weiter”, sagte er mit einem Kopfschütteln. „Wenn man bedenkt, dass das immerhin dein Bett ist, wirst du mich wohl anfassen dürfen.”

„Das ist gar nicht mein Bett, sondern das von meinem Bruder.”, erwiderte Beregond ein wenig dümmlich, bevor ihm klarwurde, dass sein Herr eher im übertragenen Sinne gesprochen hatte.

Aber Faramir schnaubte nur und gab fröhlich zur Antwort: „Auch gut, dann ficke ich dich eben im Bett deines Bruders.” Daraufhin lehnte er sich vor und biss einen harten fordernden Kuss in Beregonds Mund. Beregonds erschien es ein wenig seltsam, dass der Herr Faramir seine ungeschickte Antwort so erheiternd finden sollte, geradeso als ob es ein hochgradig geistreicher doppelbödiger Witz gewesen sei – aber als er den Kuss zurückgab, verschwanden solche unwichtigen Gedanken aus seinem Kopf.

Faramirs Finger zogen sich ein letztes Mal zurück, und Beregond fühlte, wie sein Herr einen Augenblick an sich selbst herumfingerte – und dann wurde sein Hintereingang mit einem deutlich größeren Eindringling bekannt gemacht. Er schluckte, doch der Schwanz war bereits ein Stück in ihn gedrungen, und zwar ohne jede Schwierigkeit.

Aber gerade als der junge Mann die Augen aufriss, weil ihm klar wurde, was da vor sich ging, zog sich Faramir plötzlich zurück.

„Ja, du bist bereit”, sagte er in einem zufriedenen und fast geschäftsmäßigen Ton. „Jetzt hätte ich gern, dass du dich umdrehst”, und er erhob sich selbst, um Beregond Platz dafür zu machen.

Beregond drehte sich gehorsam auf den Bauch – und fühlte sich in dieser Lage, unter dem Hauptmann sofort auf eine berauschende Weise verletzlich, praktisch wehrlos, wo sein Hintern jetzt so völlig zugänglich und seine Bewegungsfreiheit derart eingeschränkt war. Es war so befreiend, so … erleichternd. Er war daran gewöhnt, immer der Starke sein zu müssen, immer oben zu sein und die Kontrolle über alles zu haben. Ihm war beigebracht worden, Stolz und Freude daraus zu ziehen, ein Krieger zu sein, das sichere Gefühl zu schätzen, das eine feste zuverlässige Rüstung bot und die energische Kraft, die von der Schärfe seines Schwerts und seiner Pfeile ausging. Und jetzt gab er das alles freiwillig auf, warf es über Bord, um ungeschützt und bloß bei einem anderen Mann zu sein, und die andere Seite der Medaille zu sehen.

Vielleicht war es einfach sein Verlangen, dass ihm alle Hemmung nahm, aber er schämte sich überhaupt nicht. Er fand nicht, dass er, nur weil er seine dominante Seite aufgab, damit weniger männlich würde – um ehrlich zu sein, ganz im Gegenteil – sich so hinzugeben, sich so gänzlich einem anderen anzuvertrauen, ließ ihn im Gegenzug am Wesen dieses anderen teilhaben, der doch auch ein Mann war. Es gab keinen Anflug Weibischkeit zwischen ihnen beiden, nur Stärke und Manneskraft, nur Ebenbürtigkeit in Gestalt und Wesen, wofür also hätte man sich schämen sollen?

Nein, er schämte sich nicht. Er hatte auch keine Angst – er war nicht einmal mehr aufgeregt. Er wollte dies hier ganz und gar.

Darüberhinaus, und um die Wahrheit zu sagen – jetzt, wo sein Körper entriegelt und geöffnet worden war, wollte er ihn nicht nur unbedingt ausgefüllt haben, er brauchte das Gefühl…

Und Beregond bäumte sich auf und Faramir entgegen, spreizte seine Schenkel und hob ihm seine Hüften entgegen, voller Verlangen nach dem, was schließlich der ganze Zweck ihres Hierseins war. Noch mehr Öl wurde auf ihn gegossen, und er streckte sich der warmen glitschigen Hand entgegen, die zwischen seinen Hinterbacken auf und ab fuhr, wobei er sich fragte, ob sein Herr die geheimste Stelle seines Körpers in diesem Licht überhaupt richtig sehen konnte, und wenn, ob den Hauptmann dieser Anblick erregte…

Er bebte erwartungsvoll, als Faramirs Hand selbstsicher auf seiner Hüfte zu liegen kam.

Was hinterher auch mit ihm geschehen würde, es war ihm egal.

„Wenn du das hier lieber doch nicht machen willst”, sagte Faramir und neckte Beregonds Hintereingang mit der stumpfen Spitze seines Schwanzes, der ebenfalls gut eingeölt war, „wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, das zu sagen. Tut mir leid, aber ich bringe es wohl nicht übers Herz, dich nochmal zu fragen.”

Beregond schluckte und seine Augen weiteten sich: „Nein! Bitte, nicht aufhören. Bitte, Herr, nehmt mich! Fickt mich!”

Faramir sagte darauf nichts, aber Beregond war sich sicher, dass er wusste, was für eine Art von Grinsen sein Herr jetzt auf den schönen Lippen trug.

Und dann stieß Faramir in ihn.

Seine Größe, die Beregond so atemberaubend ausfüllte, war ein göttlicher Segen. Es tat ein bisschen weh, und Beregond gefiel auch das, denn der Schmerz war mehr als erträglich, und er machte das Ganze real, so dass es sich nicht gänzlich wie ein Traum anfühlte. Es war kein Schmerz, vor dem er zurückgeschreckt wäre – sehr bald war es wirklich nur noch heiß und ein klein wenig unangenehm. Und wie hätte diese ungeheure Nähe denn auch völlig angenehm sein können?

Auch die Art und Weise, wie der jetzt vollkommen steife Schwanz des jungen Mannes gegen das Bett stieß, vor- und zurückgezogen durch Faramirs Bewegungen, war ein wenig störend. Er war eingeölt worden, aber immerhin war das Leinenlaken doch sehr viel rauer als die Umgebung, mit dem er sonst in Kontakt kam. Aber es fiel Beregond nicht ein, nach unten zu fassen, um seinen Schwanz in die Hand zu nehmen und so die empfindliche Haut zu schützen – nein, alles war, wie es sein sollte, und dass das Ganze ein bisschen rau war, gab nur die besondere Würze dazu.

Er wusste, dass Faramirs Verlangen groß sein musste, wenn er die ganze Zeit pausenlos hart gewesen war, aber der Hauptmann hatte immer noch Geduld mit ihm, hielt ihn zwar fest an den Hüften gepackt, während er sich über Beregond aufrichtete, aber er ging langsam und stetig zu Werke – und das Wissen, dass es um seinetwillen war, dass sein Herr sich zurückhielt, beruhigte Beregond unendlich. Daher entspannte er sich und sperrte sich nicht gegen den mächtigen Eindringling, als er nach und nach tiefer und tiefer in ihn drang, nur immer ein kleines Stückchen weiter mit jeder Vorwärtsbewegung, die die Hüften des Waldläufers machten.

Irgendwann begann es wieder weh zu tun, denn auch wenn sein Eingang vorbereitet worden war, sein Inneres war an eine solche Behandlung doch noch nicht gewöhnt. Wieder fühlte er das Bedürfnis, langsam und tief einzuatmen, und es schien ihm, als ob sein ganzer Körper sich plötzlich veränderte, in eine andere Daseinsform wechselte – eine, die wenig Gebrauch von seinem Verstand machte, so dass die Gedanken in seinem Kopf schmolzen und sich verwirrten, bis er praktisch kein Bewusstsein mehr von sich selber hatte. Aber im Gegenzug nahm er den Körper seines Liebhabers außerordentlich genau wahr: selbst ohne ihn zu sehen, wusste Beregond, wie Faramir die Schultern bewegte, wusste genau, wie sich die Muskeln in seinem Arm zusammenzogen, als er das Gewicht von Beregonds Unterleib mit seinen Händen abstützte, wie sein Rücken und seine Schenkel sich durch die wohlbemessene Anstrengung anspannten, als er sich in den Körper des jungen Mannes hineinarbeitete, wie seine Kniee in die Matratze einsanken. Sogar wie er den Kopf nach hinten warf, als sich seinen Lippen ein Keuchen entrang, während Beregonds Enge einen weiteren Zoll seiner edlen Länge umschloss…

Beregond fühlte es in seinem Fleisch, in seinem innersten Wesen, und es schien ihm, als sei er mehr bei Faramir als bei sich selbst.

Zuletzt spürte er, wie die Hüften des Hauptmanns auf seine gespreizten Hinterbacken trafen und dann noch weiter nach vorn stießen, noch tiefer, bis Faramirs Sack sich an seinen entblößten Spalt drängte. Beregond lächelte verwirrt – er hatte seinen Herrn also gänzlich in sich aufgenommen…

„Und?”, fragte Faramir rau, mit einem Hauch Selbstgefälligkeit in der angespannten Stimme. „Reicht dir, was dein Hauptmann zu bieten hat, mein lieber Wachmann?”

„Oh… oh ja…”, stieß Beregond als Antwort heraus, die Augen halb geschlossen, seine Sicht gänzlich getrübt.

„Oder vielleicht…”, überlegte Faramir laut und zog sich ein Stück zurück, nur um sich dann wieder bis zum Anschlag zu versenken, „hättest du lieber… dass ich…meine Zunge in dich stecke? …Würde dich… zum Schreien bringen… hab ich alles schon gemacht… dass du’s nur weißt.”

Beregond zuckte bei diesem Vorschlag zusammen und stöhnte unkontrolliert, die Idee blitzte in seiner Vorstellung auf wie ein Donnerschlag.

„Nein, Herr… Ihr … macht das… genau richtig”, schaffte er herauszubringen, indem er mit größter Mühe die einzelnen Worte aus seinem Gedächtnis zog. Sprechen war auf einmal sehr schwierig geworden…

„Ganz sicher?” Die neckende Frage wurde von noch einem tiefen Stoß begleitet.

“Bitte… nicht aufhören…”, murmelte Beregond ganz außer sich, und rollte und presste das Kissen unter sich im Takt von Faramirs Bewegungen zusammen.

„Oh, keine Sorge!”, stieß Faramir mit einem einzigen Atemzug hervor und ließ sich vollständig auf Beregond herab, packte ihn bei den Schultern, um sich abzustützen, senkte sein Gewicht dann auf den Körper des Wachmanns und drückte ihn fest in die Matratze. „Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt”, flüsterte er nur halb spielerisch in Beregonds Ohr, während seine Hüften schon schneller wurden.

Faramir war früher an diesem Abend in der Wahl seiner Worte wirklich sehr genau gewesen. Er hatte versprochen, Beregond zu ficken, und zwar richtig – und das war genau das, was er nun tat.

Das Bett wackelte und quietschte mächtig, Faramirs Atem klang gehetzt und rau an Beregonds Ohr, er selbst japste nach Luft und war sich nicht ganz sicher, wo oder wer er war…

Und dann, als Faramir den Winkel ein wenig veränderte, traf sein Schwanz die Quelle von Beregonds Freuden und rammte Ektase durch den Körper des jungen Mannes, und er stöhnte aus vollem Hals. Hätte er sich selbst von draußen hören können, wäre der Wachmann zweifellos außerordentlich irritiert gewesen, dass er solche Laute hervorbringen konnte.

„Oh, das saß, was?”, knurrte Faramir in sein Ohr und wiederholte den Stoß mit perfekter Treffgenauigkeit.

„Ah, ja!!”, schrie Beregond, und bäumte sich mit Macht unter ihm auf.

Und dann konnte er nicht mehr aufhören zu stöhnen, obwohl es ihn fast erstickte, seinen Freuden eine Stimme zu geben. Sein Körper brannte, schmolz, zerfloss, während er von innen mit solch gnadenloser, wunderbarer Kraft bearbeitet wurde…

Faramir stöhnte rau, immer wenn er zustieß, während sein Griff um Beregonds Schultern so fest wurde, dass er wohl blaue Flecken hinterlassen würde. Aber Beregond bemerkte das kaum – und auch in ihm war kein echter Schmerz. Ein dumpfes hartes Gefühl, ja, aber es war nicht besorgniserregend oder auch nur störend – eigentlich fühlte es sich sogar sehr willkommen an, da es von jener rätselhaften Empfindung strahlender Glückseligkeit begleitet wurde…

Faramir rieb die Nase an seinen Nacken, schmiegte sein Gesicht in Beregonds verfitzte Strähnen, offenbar um noch näher an seine Haut zu gelangen. Dann gab er es auf und, indem er einen Moment seinen Griff um des Oberarm des jungen Mannes losließ, kämmte in einer raschen Gebärde rauer Zärtlichkeit sein Haar zur Seite. Dann leckte er heiß am ausgestreckten Hals des Wachmannes entlang, was diesen dazu brachte, zwischen all seinem Stöhnen nach Luft zu schnappen.

Und dann war es Zeit für eine weitere neue Erfahrung in Beregonds Leben, denn Faramir drehte sein Gesicht etwas zur Seite – und biss den jungen Mann plötzlich kräftig in die Halsbeuge. Völlig unfreiwillig bockte Beregond unter ihm auf und ließ einen lauten verzweifelten Schrei vernehmen – er hatte noch nie in seinem Leben eine solch scharfe, brennende Wonne verspürt. Der Schmerz war kaum an sein Bewusstsein gedrungen, als die Zähne seines Herrn sein Fleisch ergriffen – nur die wahnsinnig machende erregende Wirkung, die es auf ihn hatte, die mit schneidender Schärfe all seine Empfindungen verstärkte. Und beim nächsten Stoß, den Faramir in ihn nagelte, schrie Beregond erneut, diesmal getrieben von der Wonne, die sich in seinen Lenden entfaltete. Er kam gewaltig auf das zerknitterte Laken unter ihm, und warf sich gegen Faramirs muskulösen Leib.

Wenn überhaupt, biss Faramir eher noch fester zu, als ob er ihn an Ort und Stelle halten wollte, als die Hüften des Waldläufers mit ihrer Arbeit fortfuhren, seine brennende Länge wieder und wieder in die engen Tiefen von Beregonds widerstandslosen Körper zu versenken. Diesmal fühlte Beregond den Schmerz in seiner Schulter wirklich – nur dass in seinem derzeitigen Zustand, in dem alles auf dem Kopf zu stehen und das Innere zuäußerst gekehrt zu sein schien, daran nichts falsch oder unangenehm war und es seine Ekstase nur vergrößerte. Er hatte niemals im Bett jemandem wehtun wollen, oder gewollt, dass ihm wehgetan wurde, und er empfand dies auch nicht als Wehtun – es war nur ein tiefer und ursprünglicher Ausdruck von Leidenschaft, von Besitz, von Liebe.

Und, auch wenn er das niemals für möglich gehalten hätte, kam er nach nur wenigen erneuten Stößen seines Herrn noch einmal, dieser zweite Höhepunkt so viel stärker und unerwarteter als der erste, dass es fast eine Qual war. Doch im selben Moment fühlte er sich so unfassbar glücklich, so unglaublich geliebt, als ob er erst in jenem Augenblick zum ersten Mal fühlte, was Leben war, wie es sich anfühlte, wirklich zu leben. Er schrie wild, bleckte die Zähne und umkrampfte die Decke so fest, dass seine Knöchel weiß wurden. Sein Körper zuckte in Wellen, und er spürte sehr genau, wie sich die Muskeln zwischen seinen Beinen zusammenzogen, und wieder losließen und sich wieder zusammenzogen, immer und immer wieder, als eine neue Menge Samen aus seinem euphorischen Schwanz quoll.

Offenbar spürte Faramir das auch. Denn nun endlich schien er die Gewalt über seine Handlungen verloren zu haben, seine Hüften pflanzten noch ein paar weitere unbeholfene Stöße in seinen Partner – und als er sich ein letztes Mal bis zum Anschlag in Beregond versenkte, bäumte er sich wie zum Sprung auf, verkrampfte sich verzweifelt und packte die Schultern des Wachmannes so hart, als ob er seine Finger tief im Fleisch von Beregonds Muskeln vergraben wollte.

Und dann schließlich löste er seine Zähne aus Beregonds Hals, und ließ einen langgezogenen, schmerzerfüllten Laut vernehmen, ganz wie ein ersticktes ängstliches Schluchzen, und als sein Höhepunkt ihn überwältigte – schrie er.

„Oh, Boooromiiir!!!”

Erschien dieser jammernde Schrei voll tiefstem, unfassbarem Schmerz, voller Verzweiflung und Sehnsucht Beregond irgendwie ungewöhnlich?

Erstaunlicherweise nein. Überhaupt nicht. Immer noch in den Nachwehen seiner Lust, befand er sich in jenem Grenzzustand, in dem seltsamerweise alles einen Sinn ergibt. Wie in einem Traum, in dem sich Menschen plötzlich in andere verwandeln, Verblichene wieder unter den Lebenden wandeln und völlig unzusammenhängende Ereignisse ganz logisch aufeinanderfolgen – und nichts davon dem Träumer auch nur im Geringsten unerhört erscheint.

Beregond lag immer noch unter dem Hauptmann, jetzt fast reglos, da sein Körper müde und friedlich wurde, nach der tiefempfundenen fleischlichen Hitze, in der er eben noch gebrannt hatte und nur noch Faramirs abflauende letzte Stöße empfing. Der junge Mann hatte nicht aufgekeucht, war nicht zusammengeschrocken, hatte nicht versucht, sich ihm zu entziehen, als er diesen Ausruf seines Herrn hörte – nein, er hatte absolut keinen Grund dafür gesehen.

Nicht, dass er das Ganze missverstanden hätte – falls überhaupt, machte ihn sein Zustand auf eine seltsame Art eher noch aufnahmefähiger. Natürlich stammelte man auf dem Höhepunkt der Leidenschaft durchaus mitunter die dümmsten Sachen: Seine eigene Frau, zum Beispiel, seufzte gerne „ach je”, wenn es gerade besonders gut lief. Aber nun ja, seine Frau kommentierte schließlich so ziemlich alles mit „ach je”: wenn ein Teller zu Boden fiel und zerbrach, wenn Bergil mit Nasenbluten nach Hause kam, wenn die Köchin der Nachbarn schon wieder schwanger war. Und Beregond war sich sicher, dass Herr Faramir bei vergleichbaren Situationen nicht gerade den edlen Namen seines Bruders rufen würde.

Nein, er hatte nur zu gut verstanden.

Und er war nicht einmal überrascht. Natürlich verhielt es sich so – wie hätte es denn wohl auch anders sein können, wirklich, wenn man einmal darüber nachdachte?

Aber dann bewegte sich Faramir noch ein letztes Mal in ihm, und zog sich dann schließlich zurück, zerriss die kurzlebige körperliche Verbindung zwischen ihnen, um neben ihm zusammenzusacken – und plötzlich verging Beregonds Liebestaumel, und sein Verstand kehrte zurück.

Seine Augen wurden schreckensstarr und der Atem erstarb ihm in der Brust. Es war erschütternd – ein so unfassbarer Verlust seines Herrn, solch tiefempfundene und grauenhafte Trauer. Beregond war mit diesem Mann gerade körperlich eins gewesen und daher konnte sich der Wachmann so gut in ihn einfühlen, dass es ihm schien, als ob über ihm selbst soeben eine Mauer zusammengebrochen wäre und all seine Knochen zerschlagen hätte. Wie war es möglich, mit einem solchen Schmerz zu leben…?

Wenn er die Wahrheit über die Söhne des Statthalters unter anderen Umständen erfahren hätte; hätte er mit klarem Kopf und ausgeglichenem Gemüt davon gehört – wer weiß, vielleicht wäre er angewidert gewesen, entsetzt, hätte verzweifelt den Kopf geschüttelt: nein, das kann nicht sein, das ist entsetzlich, das ist krank! Aber der Zeitpunkt seiner Entdeckung war ein solcher gewesen, dass ihn die Natur dieser Liebe keineswegs schockierte. Sie erfüllte ihn stattdessen mit Leid und einer durchdringenden, herzzerreißenden Traurigkeit.

Und schließlich verstand er alles. Das plötzliche Interesse seines Herrn in dieser trostlosen Zeit, die Zielstrebigkeit, mit der er die ganze Sache durchführte – und dann sein seltsam vertrauliches Verhalten. Die Müdigkeit, die Ironie, die Distanziertheit, das spöttische Gebaren, die anstößige Wortwahl, die Schamlosigkeit. Nichts als Schmerz, Leere und Verletzlichkeit stand dahinter. Und Einsamkeit, natürlich – solche Einsamkeit… Es war nichts weniger als menschlich, wenigstens eine kurze Atempause von all diesem Leid zu ersehnen.

Und Beregond erkannte auch, dass es nicht in seiner Macht gestanden hatte, eine solche Atempause zu gewähren – es stand in der Macht keines Menschen, denn den einzigen, dem es möglich gewesen wäre, gab es nicht mehr. Hauptmann Faramir hatte sich nur einen kleinen Moment des Friedens erhofft – aber sogar in jenem Moment hatte er nicht vergessen können.

War das nicht der fleischgewordene Alptraum: sogar im Augenblick der innigsten Zweisamkeit absolut und unentrinnbar allein zu sein?

Aber es war sehr offensichtlich, dass der Herr Faramir, falls das Schicksal gnädig genug war, ihm die Zeit dafür zu lassen, immer weiter nach jenem unerreichbaren Frieden suchen würde, denn was sollte er sonst tun?

Er würde Menschen für sich gewinnen, Menschen, die ihm nichts bedeuteten, und nur gut, wenn es ein bisschen Mühe seinerseits kostete, sie zu überzeugen – um zu versuchen, mit ihnen seine Einsamkeit zu kurieren, die Last seines Schmerzes zu teilen, jemanden zu haben, an dem er sich festhalten konnte – nur um wieder und wieder verletzt und frustriert zu werden. Und klar wie der helle Tag, als ob Beregond dies alles im Buch des Schicksals aufgeschrieben sähe, lag es vor ihm, dass es so und nicht anders kommen würde, unvermeidlich.

Nein, selbstverständlich, nichts davon, nichts an diesem ganzen Abend hatte mit Beregond zu tun gehabt. Jeder andere hätte zufällig an seiner Stelle sein können. Und doch fühlte er keine Bitterkeit bei diesem Gedanken – es war nicht seine Schuld, dass alles so gekommen war, und auch nicht Hauptmann Faramirs Schuld. Hauptmann Faramir hatte keine Verwendung für Beregonds Liebe – nicht weil damit irgendetwas nicht in Ordnung war oder mit Beregond etwas nicht in Ordnung war – sondern einfach, weil er für niemandes Liebe Verwendung hatte, weil seine Liebe nur noch kalte Asche war, ohne jede Hoffnung auf Auferstehung.

Und bei diesem Gedanken floss Beregonds Herz unvermittelt über vor unermesslichem, überwältigendem Mitgefühl, und er wünschte sich so verzweifelt, auf irgendeine großartige und schöne Art und Weise ausdrücken zu können, dass er verstand, dass es ihm wichtig war, dass er seinem Herrn schon immer treu gewesen war und es in alle Ewigkeit sein würde. Wenn du meine Liebe nicht annehmen kannst – dann nimm meine Verehrung, meinen Respekt, mein Mitgefühl, mein tiefstes Verständnis für dich. Nichts, das du tun könntest, könnte mich je dazu bringen, dass ich mich von dir abwende. Ich würde alles für dich tun, was es auch sei, es wäre mir egal. Ich könnte dich niemals im Stich lassen.

Seinem Verlangen folgend, richtete Beregond sich schließlich auf, ohne überhaupt zu bemerken, dass sein Unterleib noch wund war und schmerzte, und drehte sich nach seinem Herrn um, der neben ihm ruhte – und eigentlich wusste er noch gar nicht, was genau er da sagen wollte, aber er war sich völlig sicher, dass er das alles irgendwie ausdrücken musste.

Der Blick jedoch, auf den er traf, gab ihm das Gefühl, als ob er gerade mit dem Gesicht voran in eine Mauer aus eiskaltem Stein gelaufen wäre.

Was fühlte ein Mann an Faramirs Stelle jetzt wohl?

Es gab ein weites Feld möglicher Reaktionen, von Besorgnis über Angst, Wut und Verachtung auf der einen Seite bis hin zu Trotz, Bitterkeit, Schmerz oder auch Reue, Scham oder sogar Hoffnung auf der anderen.

Doch nichts von jenen Gefühlen konnte Beregond im Gesicht des Erben der Stadt lesen. Nichts war dort zu lesen. Es war hart und undurchdringlich, wie aus Stein gemeißelt – es hatte sich vor ihm verschlossen, gänzlich und unabänderlich. Er wusste schon zuviel – darüber hinaus würde ihm nichts mehr zuteil werden.

Und ausgerechnet in jenem Augenblick schien Faramir Beregond ein wahrhafter Herrscher zu sein: hehr, edel und mächtig, und kalt und unerreichbar in seiner Herrschaft. Plötzlich schien er seinem älteren Bruder sehr ähnlich, nur dass er sogar noch herrschaftlicher erschien, beinahe ein König. Er saß in einer nachlässigen, unbequemen Haltung auf einem zerwühlten Bett im Haus eines Fremden und lehnte mit dem nackten Rücken an der kalten geweißten Wand des Alkovens. Sein langes schwarzes Haar war in einiger Unordnung, seine Stirn verschwitzt, und sein Gemächt, noch gerötet und ziemlich groß, auch wenn es bereits wieder schlaff auf seiner Hüfte lag, glänzte vor Öl und eigenem Samen. Aber der Ausdruck auf seinem Gesicht ließ all dies bedeutungslos werden, und Beregond wurde von Demut erfüllt und senkte den Kopf, und wusste, dass er niemals etwas von jenen Dingen sagen können würde, die in ihm brannten.

Und ihm wurde völlig klar, dass er ebenso auch nicht versuchen konnte, diese Gefühle ohne Worte auszudrücken – instinktiv fühlte er, dass er nicht länger die Erlaubnis hatte, Herrn Faramir zu berühren, ihn zu umarmen oder zu küssen. Die Zeit für solche Freiheiten war abgelaufen – sie waren wieder nichts mehr als nur Herr und Wachmann.

Das Märchen war zuende. Der Diamant im Straßenstaub… vielleicht hätte er es wissen sollen. Edelsteine lagen nicht einfach so auf der Straße, ohne jeden Grund – und sie leichtfertig einzustecken und mitzunehmen hatte kaum Aussicht auf den Erfolg, die Welt zu einem glücklicheren Ort zu machen. Zumal jener spezielle Edelstein, wie Beregond gerade erfahren hatte, schon jemand anderem gehörte.

Aber etwas musste getan werden, es war unmöglich, diesen unbewussten Schrei einfach auf sich beruhen zu lassen, der zwischen ihnen hing. Er konnte fühlen, wie Widerwillen und Argwohn sich zusammenbrauten, Spannung und eine frostige Stimmung hingen wie Gewitterwolken in der Luft.

Beregond schaute zu seinem Herrn auf und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, irgendwie diese Stille zu durchbrechen. Aber sofort sah er, wie angespannt die Sehnen in Faramirs Hals waren, wie fest er die Kiefer aufeinanderpresste, wie seinen Nasenflügel bebten – und dem jungen Mann erstarben die Worte auf der Zunge.

Faramirs Blick machte ihm deutlich genug, dass er den Mund zu halten hatte. Vielleicht war ich gerade mit dir im Bett, Wachmann, aber das heißt nicht, dass dir das gleich die Erlaubnis gäbe, an den verborgenen Tiefen meines Herzens teilzuhaben. Du hast kein Recht, über mich zu richten oder deine Meinung über mein Privatleben kundzutun. Wen ich liebe, geht dich nichts an. Meine Liebe ist mir kostbar, und wage es dir ja nicht, voller Verachtung darauf herumzutrampeln oder sie mit Herablassung zu beschmutzen.

Und da verstand Beregond, dass er der erste Mensch war, der je von diesem Geheimnis seines Herrn erfahren durfte.

Niemand hatte diese Liebe je gelten lassen und sie als normal und natürlich angesehen – und Herr Faramir konnte sich wohl nicht vorstellen, dass das jemals jemand tun könnte. Was immer Beregond hätte sagen können, es würde nicht verstanden werden, konnte es gar nicht, besonders nicht in einem solchen Augenblick schmerzhafter, entblößter Verwundbarkeit.

Ironischerweise war das Beste, was er in dieser Situation machen konnte, so zu tun, als ob überhaupt nichts geschehen wäre.

Beregond schlug seine Augen nieder und setzte ein bescheidenes Lächeln auf. „Ihr habt meinen Namen gerufen, mein Herr”, zwang er sich zu sagen.

Faramirs verbissener Blick löste sich und er grinste grimmig. „Ja, hab ich: ich mag dich nämlich.”, antwortete er mit schlecht verhohlenem Sarkasmus.

Der Ton traf ihn, und Beregond fühlte sich plötzlich sehr nackt und frierend – aber der Schatten war vorübergegangen und die Gewitterwolken hatten sich verzogen.

Eine lange Weile geschah nichts, dann quietschte das Bett leise, als Faramir sich erhob. Er ging zum Tisch, wrang den kleinen Waschlappen in der Schüssel aus und rieb sich mit dem eiskalten Wasser ab.

Beregond erlaubte sich, noch eine Weile liegenzubleiben. Es gab sowieso nur eine Schüssel, und er selbst würde sich erst waschen, nachdem er seinen Herrn verabschiedet hatte. Er würde Wasser warm machen und sich richtig gründlich waschen, mit Seife und Handtuch, und danach würde er essen – immerhin war er, wenigstens fast, hier zu Hause. Und dann traf ihn der Gedanke, welches Glück er eigentlich hatte. Er hatte eine Familie, Frau und Kind, die er liebte, zu denen er noch heute Abend heimgehen würde. Er war so unendlich reich gesegnet… Es stimmte, sie alle konnten sich im kommenden Krieg verlieren, aber jetzt, für den Moment, hatten sie einander noch. Und wen hatte Herr Faramir, zu dem er heimkehren konnte…?

Als der Hauptmann fertig war und sich anzuziehen begann, tat Beregond es ihm gleich. Sie sprachen nicht, und der junge Mann konzentrierte sich auf seine Hände. Er zog nur die Kleider an, legte die Rüstung für später beiseite – verzichtete auch aufs Waschen. Nachdem er den Hauptmann hinausbegleitet hätte, würde er sowieso wieder ins Haus zurück müssen, um nach diesem Besuch aufzuräumen.

Plötzlich berührten ihn Faramirs geschickte Finger leicht und sanft im Nacken. Beregond rührte sich nicht, war sich unsicher, was das werden sollte – Faramir strich sein Haar zu Seite, zog an seinem Hemdkragen und entblößte Beregonds Nacken und einen Teil seiner Schulter.

„Ich hab dir ein Andenken hinterlassen”, bemerkte der Waldläufer einen Augenblick später nachdenklich. „Muss ziemlich schlimm sein, ich kann es nämlich selbst bei dem schlechten Licht hier sehen.”, seufzte er müde. „Du solltest besser aufpassen, dass du es in den nächsten paar Tagen immer bedeckt lässt – ist eine komische Stelle für eine Bissspur bei einem anständigen Mann.”, setzte er ohne die gewohnte Ironie hinzu, obwohl die Worte nur zu deutlich danach verlangten.

„Ja, danke, Herr”, erwiderte Beregond leise, und nickte leicht. Und in diesem Moment erschien ihm die Sache in einem neuen Licht: Faramir hatten ihn nicht so sehr vor Lust, sondern aus Angst gebissen, zu sagen, was nicht gesagt werden durfte, und daher, vor allem anderen, einfach versucht, irgendwie seinen Mund zu stopfen…

„Danke?”, wiederholte Faramir und schnaubte ohne Fröhlichkeit. „Gute Valar, Mann, ‚danke’ wofür denn?”

Einen Moment lang fürchtete Beregond, Faramir werde überschnappen. Ein unkontrollierbarer Lachanfall über die Absurdität dieses ganzen Zusammentreffens war so ziemlich das Letzte, was sie gerade brauchen konnten.

Ungeachtet dessen drehte er sich zu seinem Herrn um, schaute ihm ernst in die Augen und sagte mit Nachdruck: „Für alles.”

Faramir starrte ihn ausdruckslos an, und Beregond fragte sich, ob er jetzt wohl zu weit gegangen war, sich zuviel herausgenommen hatte…

Aber da erschien ein zartes trauriges Lächeln auf Faramirs Lippen – und ebenso in seinen Augen. Ein Lächeln, wie es der Hauptmann, von dem Beregond geglaubt hatte, er kenne ihn, gelächelt hätte.

„Du bist ein guter Mensch, Beregond”, sagte er mit warmer müder Traurigkeit, nahm Beregonds Gesicht in seine Hände, lehnte sich ganz nah und drückte ihm einen kleinen festen Kuss auf die Stirn.

„Und ich bin es, der zu danken hat. Möge das Schicksal dir gnädig sein”, flüsterte Faramir, bevor er seinen Kopf zurückzog und ihn losließ.

Beregonds Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Erst in diesem kurzen Moment des ganzen Abends hatte sich Faramir wirklich geöffnet, war zugänglich und wirklich da. Nicht, als sie auf der Straße gesprochen hatten, nicht während allem, was dem gefolgt war, nicht einmal während des Liebesaktes – erst jetzt. Und erst dieser keusche Kuss auf die Stirn gab Beregond das Gefühl, dass sein Herr ihn wirklich berührt hatte.

Er verstand in diesem Augenblick, dass Faramir vielleicht viel mehr so war, wie Beregond ihn sich von Anfang an vorgestellt hatte, wenigstens, wenn sein Herr er selbst sein durfte, mit jemandem, mit dem er wirklich zusammensein wollte. Für ihn war dieses ganze Treffen wohl kaum weniger ungewöhnlich und absonderlich gewesen als für Bergond…

Schweigend stiegen sie die Treppe hinab, nur dass ihr Schweigen nicht aus einer Verlegenheit entstand, es gab keine Verlegenheit mehr zwischen ihnen. Es war nur so, dass alles getan worden war und dass es keinen Grund mehr gab, zu sprechen.

Erst auf der Türschwelle, als die kühle Straßenluft ihre müden Gesichter umwehte, drehte sich Faramir noch einmal um.

„Danke. Für deine Gastfreundschaft.”, sagte er mit fester und sicherer Stimme, und wenn einer von Iorlas’ Nachbarn ihn gehört hätte, hätte er nur die oberflächliche Bedeutung gehört und sie hätten keinen Verdacht erregt.

Beregond verbeugte sich höflich. „War mir eine Ehre, Herr.”

Faramir nickte ihm zu, und begann schon, die Vortreppe hinabzugehen, als Beregond – nach einem Moment des Zögerns – in ebenso vollkommen gleichmütiger Stimme noch hinzusetzte: „Es tut mir leid für euren Verlust, Hauptmann.”

Faramir hielt kurz inne, und warf einen Blick zurück.

„Ja, mir tut es auch leid”, erwiderte er fast ausdruckslos, sein Gesicht streng und unlesbar, und der traurige Glanz in seinen Augen hätte auch vom schwindenden Licht herrühren können.

Ob er das offizielle: „Mir tut es leid, dass ich einen Bruder verloren habe” meinte oder „Es tut mir leid um alles, das wir einander waren”, was wohl der Wahrheit näher kam oder vielleicht auch das umfassende „Es tut mir leid, dass jetzt alles so ist, wie es ist” – welches davon zutraf, war schwer zu sagen. Herr Faramir hatte sich wieder verschlossen und Beregond konnte nur raten, was er wirklich fühlte und dachte.

Und Faramir setzte seinen Weg fort, welches Ziel er auch haben mochte; ging die menschenleere Straße seinem unbekannten Schicksal entgegen.

Schließlich umhüllte ihn die Dämmerung: das Braun seiner Stiefel, das Tabakgrün seines Mantels, sogar sein rabenschwarzes Haar – alles wurde zu einer farblosen grauen Gestalt im letzten Licht. Aber noch immer erschien er sehr wirklich und gar nicht ätherisch, und deswegen vielleicht sogar noch verlorener.

Sein Schritt war bedacht und entschlossen, und er sah nicht zurück.

Immer noch auf der Vortreppe zog Beregond seinen langen Mantel enger um die Schultern, und sah mit tief nachdenklichen grauen Augen zu, wie sein geliebter Hauptmann ihn verließ.

Ich werde nie wissen, wie er wirklich ist; wie es ist, sein Liebhaber zu sein.

Es war kalt. Der Bauch des jungen Mannes war verwirrt und schmerzte ein wenig, und er rieb ihn, ohne es zu bemerken. Das Gesicht des Wachmanns war ruhig und gleichmütig, wenn auch sehr blass – aber das war in der Dunkelheit nicht zu bemerken. Spätestens in wenigen Minuten, wenn Herrn Faramirs Gestalt gänzlich von den Schatten verschluckt worden wäre, würde er sich umdrehen und wieder hineingehen. Er würde die befleckten Laken vom Bett abziehen, und die leeren Becher ausspülen, und sich selbst wieder in Ordnung bringen, seine schwarz-und-silberne Uniform anziehen und seine Rüstung wieder anlegen.

Vielleicht würde er sich an irgendeinem Punkt hinhocken und bitterlich und untröstlich weinen. Weinen um alles, das unwiederbringlich verloren war, und um alles, das noch verloren werden konnte.

Vielleicht – und vielleicht auch nicht.

Denn was machte das schon für einen Unterschied? Nichts an diesem ganzen Abend hatte mit ihm zu tun gehabt.

Ende.

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